Warum gerade Norwegen? Eigentlich wollten wir nach Hawaii. Aber da gefällt mir der Präsident nicht. Also, warum nicht nach Kanada und dann nach Mexiko ein bisserl an den Strand? Bei der ersten Reiseskizze stelle ich fest, dass es eher recht weit von Kanada nach Mexiko ist und so kommen wir nach einigen Überlegungen zur Erkenntnis, dass doch eine Woche in Portugal und eine Woche in Norwegen ähnlich sein sollten. Wir beginnen in Portugal an der Algarve, wo es uns sehr gut gefallen hat. Die Reihenfolge "Reisen-Baden" haben wir umgedreht, sodass auch Lydia mit nach Norwegen kann. Zwischen Algarve und Norwegen haben wir noch Osttirol und Kärnten eingebaut. Passt!
Und warum schreibe ich gerade Norwegen auf? Na ja, weil die Sache nicht ganz so klar, wie Portugal oder Griechenland ist. Die Erwartungen sind ganz andere als an einen Badeurlaub und wir haben - zumindest ich habe - ganz anderes bekommen, als erwartet. Aber der Reihe nach!
Es folgt nun keine übliche chronologische Aufzählung der Reisetage sondern eher eine Liste mit Erkenntnissen und Überraschungen.
Am Wochenende ist Oslo leer! Ist schon normalerweise nicht so viel hier los, aber am Wochenende ist in Oslo wirklich so gut wie nichts los. Die Norweger verziehen sich früh in ihre Wohnungen und Häuser vermutlich in den Vororten. So bleiben nur die Touristen, in der Nacht ist es ruhig. Das war mir doch recht ungewohnt. Die Stadt ist recht schön, alles klappt problemfrei - sowieso, wie alles in Norwegen.
Wir sind nach unserem Aufenthalt in Oslo mit unserem Mietauto nach Kristiansand und von dort weiter nach Stavanger. Das sind 560 Kilometer. Das klingt nicht viel und der Zwischenstopp in Kristiansand ist eigentlich überflüssig. Nur: in Norwegen fährt man langsam Auto. Also, sehr langsam! Die Strafen sind drakonisch, wenngleich wir nie gestraft wurden. Ich habe nach 200 Kilometer das Steuer an Lydia übergeben. Den mit 60 km/h über die Landstraßen halten meine Nerven nicht aus.
Ab Stavanger zeigt sich erstmals die einmalige Landschaft und Natur Norwegens. Das hat schon was. Saftigstes Grün, Felsen, die aussehen, als wären vor ein paar Jahren noch Gletscher hier langsam ins Wasser geglitten, Wasserfälle, die endlos Wassermassen in die Fjorde donnern lassen,.. Alles sehenswert. Oft spielt das Wetter dann leider nicht mit und dann stürzen die Massen halt im Regen oder Nebel zu Tale. In Bergen haben wir dann so rasch heißkalt hintereinander abbekommen, dass ich schon etwas entnervt war. Ich habe noch nie so durchweichten Waldboden unter mir gehabt und das will etwas heißen. Kaum schaut die Sonne hervor, schiebt schon die nächste Front heran und viele Touris einschließlich meiner Person sind nicht schnell genug, um sich vor dem Nass zu schützen.
In Stavanger und nicht nur dort begenet uns mangelnde Professionalität in Sachen Hotellerie und Gastronomie. Kinder dürfen im schönen Strandhotel den Innenpool nur von 08:00 bis 10:30 und von 20:15 bis 22:00 benutzen. Was soll denn das? Es liegt tagsüber eh kein Erwachsener am Pool! Egal, ab dem zweiten Tag ist das Bad ab 20:00 geschlossen. Warum? Die Hochsaison ist zu Ende - I'm sooo sorry! Grmpff!
Ein anderes Mal weise ich die Kellnerin in einem Hotelrestaurant darauf hin: "Wir vermuten, das Ketchup ist sauer!". Ein unmissverständliches "I know." ist die Antwort, ehe sie sich ihrem Kollegen zuwendet. All das passiert in einem Land, das sich in vielen Punkten irgendwo an der Weltspitze sieht. Dienstleistungen ib den Hotels und den Restaurants sind es nicht. Hier kam ich mir eher vor wie in "Back to the 20th century!".
Um Norheimsund hat sich Norwegen dann von seiner besten Seite gezeigt. Wir bekommen ein paar Tage Schönwetter ab und da kann Norwegen was! Natur pur. Wer Freude am Wandern hat, wird hier gut bedient. Wenngleich man nicht zu irgendwelchen bewirtschafteten Hütten wie in den Alpen wandern kann, sondern wirklich den ganzen Tag "draußen" ist. Die kleinen Mädels bevorzugen eher Infrastruktur und so bleiben wir eher in der Nähe von Verpflegung. ;-)
Würde ich nochmals hinfahren? Nein, ich denke nicht. Die Natur ist traumhaft schön und man kann entspannen. Für jemanden, der unter dem Jahr meist im roten Bereich unterwegs ist, für den ist die totale Entschleunigung wahrscheinlich passend. Da ich aber das Jahr über zurzeit keinen Stress habe und Berge und Wasserfälle auch unter der Woche sehen kann, war ich ein bisserl zu sehr entschleunigt. Zusaätzlich wird für all das ein hoher Preis gefordert. Norwegen ist richtig teuer. Da ist die Schweiz noch günstig im Vergleich. Eine Flasche Wein gibt es ab 50 Euro, ein Pizza ab 25 Euro. Wer sich nicht von Pizza-Junk ernähren will, darf dann nach entsprechend drauflegen. Ach ja, Wein gibt es nicht im Supermarkt. Das wäre zu einfach. Die Übernachtungen waren preislich erträglich. Zwischen 300 und 500 Euro haben wir für zwei Zimmer pro Nacht ausgegeben.