Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag waren Krankenhaustage. Da muss der Geist am Freitag gereinigt werden. Ulli kommt nicht mit, aber dafür ist Gernot dabei. Wir probieren den ÖTK-Klettersteig auf der Hohen Wand.
Etwas schlecht vorbereitet und ohne Helm für mich parken wir am Sonnenuhrparkplatz an der Hohen Wand. Noch ist mit drei Autos wenig los. Der Himmel zeigt sich in wolkenlosem Blau – wieder ein Traumtagerl. Der Zustieg zum ÖTK-Steig lässt sich nicht verfehlen.
In der Wand sind Leute, die auch gleich mit einer GoPro nach uns werfen. Hmm, vielleicht hätte ich den Helm doch mitnehmen sollen. Anderseits so viele GoPro werden sie auch nicht mithaben. Daher, wir steigen ein. Es beginnt steil und trittarm, ehe uns die Wand die D/E-Stelle als kleinen Buckel entgegenstellt. Danach geht es weiter steil, aber machbar. Nur Gernot lässt sich einschüchtern. Gegen das gefühlte Fehlen der Tritte hätte ich das 20m-Seil anzubieten, aber gegen die Tatsache, dass sich die Senkrechte schon früh in den Unterarmen festkrallt, habe ich nichts zu bieten. Gernot entscheidet und umgeht diesen Teil. Wir werden uns weiter oben treffen. Auch recht!
Ohne Unterbrechungen geht es steil und in der Schwierigkeit D nach oben. Der Tracker belegt, dass es anstrengend war und zeichnet einen Maximalpuls von 171 auf. Das ist mein zweithöchster Wert in diesem Jahr. Nur im Schneebrett war er mit 172 noch höher – upps! Entsprechend schwitze ich wie ein Pferd.
Ab dem Steigbuch wird es dann erträglicher. Die D-Stellen haben wieder (längere) Unterbrechungen. Nach der Hofrat Schwarzer-Rast geht es dann gar „nur“ noch in C un B weiter.
Hier treffe ich wieder auf Gernot. Wir gehen die dritte und letzte Etappe gemeinsam an. Die Aussichtsplattform, Skywalk, ist zum Greifen nahe. Aber die Gäste interessieren sich mehr für die kühnen Kletterer, die ihr Seil am Geländer festgemacht haben und nun die glatte Wand „topropen“ – Effekthascherei, pah!
Wir hingegen haben die Plattenrampe (C) zu meistern 😉 Das geht gut, weil es schön trocken ist. Auch der Rest ist eine Kletterfreude mit guten Griffen. Steilheit und überwiegend C/D lassen uns schwitzen. Zwei D-Stellen erfordern nochmals Kraft und Konzentration, ehe wir am Plateau ankommen. Geschafft, geile Tour!
Von oben schauen wir in die Blutspur (E). Die Blutspur ist eine Alternative zum dritten Teil des ÖTK-Klettersteigs. Ich bin da mal vor 15(?) Jahren rauf und habe das damals mächtig unterschätzt. Offensichtlich wurden aber weitere Sicherungen angebracht und so der kurze Steig sicherer gemacht. Zwei Kletterer kommen den Steig gerade herauf und versichern uns, dass die Blutspur um nichts schwieriger als der ÖTK-Steig ist. Das passt nicht zur Klassifizierung und meiner Erinnerung, aber wir werden das mal probieren.
Beim Gasthof Postl genießen wir in der Herbstsonne noch eine Jause, ehe wir die Völlerin absteigen. Beim Abstieg sehen wir uns den Einstieg der Blutspur an. Zweifelsohne geht es da recht gerade hinauf und sicherlich sind da Zwischensicherungen angebracht. In meiner Erinnerung hätte ein Fall in die Sicherung bei der überhängenden Stelle damals erst beim Einstieg geendet. Das ist definitiv heute anders und damit die Route für mich wieder denkbar. Kommt auch noch dran, läuft ja nicht davon!
Bei der Rückkehr ist der Parkplatz gut gefüllt. Wir machen Platz, wir haben unseren Genuss schon gehabt. Prädikat empfehlens- und wiederholenswert!