Herminensteig, Novembergrat,.. Der Schneeberg soll es werden. Aber beim Spar in Reichenau kommen Gernot und ich drauf, dass wir ein bisserl gar falsch sind. Die Gewohnheit ist ein Hund.
Mio ist übrigens auch mit. Statt 40 Minuten zurück, geht es aufs Preiner Gscheid. Der Fuchslochsteig ist das spontane Objekt der Begierde.
Das Wetter könnte besser sein. Für Ende April liegt noch gar viel Schnee. Stellenweise mehr als im Winter. Beim Blick in die Raxenmäuern wird es uns ein bisserl mulmig. Wir wissen ja nicht, dass wir in die falsche Rinne blicken. Wie sollen wir da rauf? Zum Glück haben wir Mio als Ausrede, wenn sie notwendig wird. Gernot meint auf der Rückfahrt, dass er es bei dem Anblick sein hätte lassen. Aber wir beschließen, uns zu nähern und zu inspizieren.
Beim Fuchsloch wird dann das Wetter richtig dunkel. Ohne jede Rücksicht drängen wir uns in die Felshöhle. Die Gämsen sind sauer, zurecht. Gernot und Mio gönnen sich ein Camembertvollkornbrot. Der Schnee fliegt vorbei, und irgendwann auch der Niederschlag. Los geht’s.
Im tiefen Schnee halten die Schuhe gut. Mio sinkt nicht ein und hat es entsprechend schwerer. Aber als Quattro auch wieder viel leichter. Gernot hat die Grödel schon an und muss gar an einer Stelle spuren. Unter der klitzekleinen Kletterstelle lege ich auch die Grödel an. Zwei Meter sind es bei 60° Neigung. In der Literatur ist die Rede von fünf Meter und senkrecht. Quatsch! Aber bei dem Schnee ist es ein bisserl wild für Mio. Was denkt der arme Hund, hat er doch das Halsband mit spürbarem Zug um? Sichtlich ist ihm nicht recht wohl. Gernot „motiviert“ ihn zum Aufstieg über die Leine durch verstärktes Ziehen. Ich „motiviere“ von hinten und schiebe den Wollhintern Richtung oben. Geht doch – irgendwie!
Kaum ist die klebehakengesicherte Stelle überwunden, warten neue Herausforderungen. Das Schneefeld ist steil, aber gut begehbar. Wären da nicht die Gämsen. Wie in einem alten Winnetou-Film haben sie sich am Grat und auf jeder Felsspitze aufgestellt. Mio ist der Grund. Für dieses Setup ist das Schneefeld zu steil. Wenn da eine Gams, vermutlich ein Bock, losrennt, zieht es uns die Beine weg. Der Steinbock auf der Hohen Wand hat sich uns mit seiner ansatzlosen Attacke eingebrannt.
So gehe ich vor, jauchze, schlage mit den Stöcken und bewirke nichts. Also, fast nichts. Provokant langsam macht man den Eindringlingen Platz. Die Vertreibung aus dem Unterstand ist vielleicht noch nicht vergessen. Mio würde es gerne wissen wollen. Ebenso ein paar von den Jungtieren, aber wir Zweibeiner sind zu alt dafür.
So steigen wir aufs Plateau, weiter zum Karl-Ludwig-Haus und entlang der Eisenkette wieder ab Richtung Waxriegelhaus. Es hat wieder zu schneien begonnen. Soll sein. Es folgen der Abstieg über den schneegefüllten Karlgraben, ein reichliches Essen am fast leeren Waxriegelhaus und dann der Rest zum Auto.
Ungeplant fein war’s! Prädikat: wiederholenswert!