9. Skitour: Durchs Nappental auf den Hochstadl (1.919m)

Details der Tour via Garmin

Irgendjemand hat zu meinem Geburtstag einen halben Meter Neuschnee in die Steiermark geschickt. Eigentlich war es schon ein paar Tage vorher und so hatte der Schnee, der mit viel Wind ankam, genug Zeit sich zu setzen. Aus der Lawinenwarnstufe 4 wurde erst eine 3 und nach Abschluss aller Feierlichkeiten blieb eine 2. Der Schnee war ob der hohen Temperaturen dafür halt schon etwas schwer und fest.

Egal, ich mache mich auf den doch recht langen Weg Richtung Mariazell und weiter. Auf den letzten fünf Kilometern scheint Österreich noch nicht vollständig erschlossen, denn hier geht es auf einer Dirt Road weiter. Aber hallo! Bin ich in Australien oder Tansania? In Dürremad parken am Einstieg zur Tour gar ein, zwei Autos.

Wie angekündigt geht es eine Forststraße für ein paar Kilometer ins Nappental. Wer vorbereitet ist, den kann nichts aus der Ruhe bringen. Also schlurfe ich mit einer Eselsruhe dahin und genieße die Landschaft. Knapp vor der Kräuterinhütte wird es steiler und ich erlebe das erste Mal Anstollen oder liebevoll auf Österreichisch „Anpackeln“. Gefühlte 10 Kilo Schnee haften an den Fellen und wollen nicht loslassen. Das ist beim Aufstieg anstrengend und nimmt beim Queren jede Haftung. Fassungslosigkeit! Das Wetter ist nicht mehr sonnig und es ist kälter geworden. Vielleicht ist das der Grund. Irgendwie finde ich meinen Modus – ich schleife die Schier bewusst über den Schnee und gehe schneller. Irgendwie klappt das und die Hütte ist auch überraschend schnell da. Hier sitzen schon drei andere Tourengeher. Ich gönne mir meine Jause etwas abseits und zu meinem Erstaunen kommen noch zwei weitere Tourengeher nach mir an. Sie sind etwas außer Atem und ich vermute, dass sie es darauf angelegt haben, mich einzuholen. Mit dem Schnee hadern sie auch. Karl, der in dieser Saison schon 80 Schitage am Konto hat – und dies überwiegend in Form von Touren -, wechselt gar die Felle. (Das soll ihm aber auch nichts helfen, wie sich beim weiteren Anstieg herausstellen wird.)

In einer Dreiergruppe, für mich völlig ungewohnt, steigen wir weiter. Die beiden anderen, Hubert und Karl, sind in Pension und legen ein Tempo vor. Aber die Erfahrung sagt, dass man einen Berg nicht niederrennen kann. Und das gilt ganz bestimmt bei anstollendem Schnee. Damit kämpfen sie noch stärker als ich, wie ich an ihrer Spur erkennen kann. Ich trotte in meinem Tempo unaufgeregt hinten nach. Am Gipfelanstieg, wo es nun mal ein bisserl steil wird, haben wir zu zwei Tourengehern aufgeschlossen. Hier obsiege ich frei von jeder Ambition und stehe als Erster am Gipfel. Das Wetter zieht immer schneller zu. Mittlerweile sind wir zu viert am Gipfel und beschließen gemeinsam abzufahren. Die Bodensicht ist miserabel. Das Wetterglück will wieder einmal nicht. Was soll’s! Dann muss ich halt mehr in die Knie gehen. Bei einer der ersten Wechten schnalle ich für die älteren Semester in beeindruckender Art und Weise das Material ab – nix passiert. Unter den Wolken sieht man wieder etwas und die restliche Abfahrt ist noch recht unterhaltsam. Karl, der schon nach eigenen Aussagen vierzigmal oder öfters hier heroben war, möchte eigentlich hinter dem Grasberg(?) abfahren, weil das auch für Schifahrer eine Freude sein soll. Aber heute geht das nicht, denn irgendwie ist uns sein Begleiter, Hubert, verlorengegangen und wir fahren direkt zum Auto ab.

Irgendwann kommt immer die Frage, was ich denn beruflich mache, sodass ich an einem Dienstag da alleine rumrennen kann. Die Geschichte habe ich schon auf „Elevator Pitch“-Länge reduziert und siehe da, Hubert hat bei einer Raiffeisenbank gearbeitet und war Nutzer unseres Produktes. Am Gesicht kann ich ablesen, dass er es nicht sonderlich gebrauchen konnte. „Am Land kennt man eh alle Kunden.“