Ah, da ist es wieder – ein senkrechtes Wandl von 10 Meter Höhe stemmt sich laut den Berichten am Internet dem forschen Raxgeher in den Weg. Also, weder Mio noch ich schaffen 10 Meter senkrecht. Aber einen II- mit Hund traue ich mir schon zu. Zumal die Kletterstelle leicht und kurz sein soll.
Nach Covid und mühsamen Untersuchungen wird es Zeit Kondition für den Sommer aufzubauen. Mio war eh zwei Tage in Betreuung, und so darf er mit. Falls die 10 Meter hohe Wand nicht packbar ist, müssen wir halt umdrehen und zur Not das Kleine Fuchsloch gehen.
Vom Preiner Gscheid geht’s los. Alles kein Problem, außer meine Kondition. Aber 1.000 Höhenmeter sollten in jedem Zustand zu meistern sein. Heiß ist es. Mio leidet unter der Hitze sichtlich mehr als ich. Aber kein Jammern kommt ihm über die Lippen. So schaffen wir den Zustieg und los geht’s.
Da ist auch schon die erste Erkenntnis: der Hund drei bis fünf Meter oberhalb von dir nimmt keine Rücksicht auf dich. So stehe ich unter stetem Beschuss mit Steinchen, während Mio auf vier Pfoten schiebt und haxelt. Ich hätte zumindest den Helm aufsetzen sollen.
Ist das die senkrechte, 10 Meter hohe Wand? Sieht so aus. Mio schaut mich an. Ja, da rauf müssen wir. Sicher nicht senkrecht. Das sind 65° bis 70° Steigung. Das ist so viel, dass man im aufrechten Stehen schon mit leicht ausgestrecktem Arm den Fels berühren kann. Feine Neigung fürs Kraxeln, aber der Hund kommt da nicht rauf. Ich habe eine Bandschlinge und Karabiner mit. Aber ehe mich Mio in Panik aus der Wand hebelt, kommt eine andere Technik zum Einsatz: Ich hebe Mio bis zum nächsten Tritt hoch und drücke ihn sanft an den Fels. Nun steige ich nach und wiederhole das Vorgehen. Öfter als zwei oder dreimal müssen wir das nicht machen, dann sind die technischen Schwierigkeiten schon überwunden. Wahrlich keine Hexerei.
Über steile Grashänge geht es aufs Plateau. Die Gämsen haben es sich auf einem Schneefeld bequem gemacht. Das gefällt meinem Vierbeiner. Er muss mit Schnee ohne Gams vorlieb nehmen. Aber das ist ihm im Juni schon Freude genug.
Ein Stück weiter sehen wir einen älteren Mann, der Figl anlegt. Mit den Worten „Mir ist alles wurscht. Nach zehn Jahren probiere ich es noch einmal. I foahr no a moi da runter, bevor i die Patsch’n aufstell‘!“. „Na, das wird schon noch dauern!“ entgegne ich. Aber der Mann weist auf sein 80stes Lebensjahr und die Operation eines Krebstumors hin. Ich staune, und er startet. Mir bleibt nicht viel außer ein „Alles Gute!“, ehe er losgeigelt. Aber die Abfahrt will nicht klappen. „Ui, des is aber hoart! I foahr trotzdem.“. Sagt’s und verschwindet hinter der Kuppe. Oha!
Am weiteren Weg zur Kriegerdenkmal begegnen wir noch einem Gamsbock, der auf Ärger aus ist. Mio plustert sich auf, „Kein Millimeter dem Aggressor!“, aber ich weiche großräumig aus. Mio geniert sich ein bisserl für mich, aber mir ist nach unserer Steinbockkonfrontation eben nicht alles wurscht.
Pause am Karl-Ludwig-Haus und Abstieg über den Schlangenweg verlaufen erwartungsgemäß problemfrei. Okay, ein Kühlmittelschlauch ist gerissen. Aber das ist mir dann wurscht.
Mio kann II-! Feiner Tag am Berg!