Für eine Skitour ist in der Nähe zu wenig Schnee, aber für eine Bergtour warten ideale Bedingungen auf mich. Ich starte in der Griesleiten. Der Parkplatz ist nur wenig vom Schnee geräumt. Mit einem Ansturm ist also nicht zu rechnen. Außer mir parkt niemand und auch am Nachmittag wird nur die Q warten.
Mittlerweile mag ich den Haidsteig in der Nebensaison. Kein Mensch weit und breit. Im Sommer wartet man da eine Ewigkeit am Einstieg, Hektiker drängeln, Anfänger bremsen. An einem Montag im März ist hier genau gar nichts los. Heute bin ich langsam, sehr langsam. Liegt es noch immer am Omikron? Mag sein, wird werden. Ich lasse mir Zeit. Über eine Stunde brauche ich bis zum Einstieg. Zehn Minuten länger und ich wäre in meiner besten Zeit schon wieder beim Ausstieg. Macht nichts, ist halt so.
Bei der Madonna raste ich und genieße die Ruhe. Der Steig ist absolut schneefrei, der Himmel uneingeschränkt blau. Entsprechend entspannt erreiche ich dann den Ausstieg – nach über zwei Stunden.
Ich besuche das Preinerwandkreuz und wandere gemütlich zum Trinksteinsattel. Die Schneedecke hat einen festen Harschdeckel, trägt gut und firnt allmählich auf. So kann ich direkt aufsteigen und erspare mir das Queren von Schneefeldern. Die Grödel können im Rucksack bleiben. Viele Gämsen schauen mir zu und wundern sich über den einsamen Wanderer, der da zum Predigtstuhl aufsteigt.
Nach dem Predigtstuhl treffe ich die ersten beiden Menschen, es sind Skitourengeher. Aber Schnee ist auf dieser Seite gar keiner. Sie wollen die Nazrinne abfahren. Oh ha, die kenne ich gar nicht. Ob sie sich über die Wechte am Predigtstuhl direkt in den Siebenbrunnkessel stürzen werden? Ihr ernster Gesichtsausdruck lässt das vermuten. Keine zweihundert Meter treffe ich den nächsten Tourengeher. Der sieht gesprächiger aus. Sein Ziel ist die Nazrinne. Aber hallo, ist da heute ein Skirennen? Der gute Mann kennt sich aus und klärt mich auf. Am Ende des Bismarcksteigs geht es durch die Latschen runter. Ist also eher das Nazfeld als die Nazrinne, wieder was gelernt.
Am Karl-Ludwig-Haus freut sich der junge Mann über den einsamen Besuch. Bald kenne ich einen Teil seiner Lebensgeschichte und seine Pläne. Seit die Hütte neue Pächter hat, kann man hier echt wieder herkommen. Freundliche Wirtsleute und gutes Essen warten.
Ich steige über den Karlgraben ab, gönne mir Kuchen und Kaffee am Waxriegelhaus, ehe ich mich wundere, wieviel Schnee da im Wald Richtung Griesleiten ist. Dort wartet schon einsam die Q, aber das habe ich schon erwähnt.
Feiner Tag bei besten Bedingungen!