10 Kilometer

Garmin bietet drei verschiedene Trainer an, die dir dabei helfen sollen, deine Laufziele zu erreichen. Da der Lock-down die Hotels geschlossen und das Reisen fast verunmöglicht hat, probiere ich das aus. Greg McMillan wird mich als Laufcoach trainieren. Rund 600 km laufe ich seit Anfang 2021 und das Ergebnis ist, nun ja, ernüchternd.

Als Ziel habe ich mir gesetzt, 10 Kilometer in weniger als 50 Minuten zu laufen. Das erscheint mir nicht sonderlich herausfordernd. Das meint auch bald die Software, die Gregs Ideen für tausende, wenn nicht Millionen, von Gregs Schützlingen aufbereitet. Ich setze das Ziel auf 48 Minuten für 10 Kilometer.

Das Training ist anfangs abwechslungsreich, wird aber irgendwann ein bisserl eintönig. Greg lässt mich wissen, dass er sehr sicher ist, dass ich mein Ziel erreichen werde. Ich habe mittlerweile meine Zweifel. Einen Trainingsfortschritt konnte ich zuletzt nicht mehr feststellen.

Am 20.4. fahre ich mit dem Fahrrad eine Strecke an der Neuen Donau ab. Für den 21. sind optimale Wetterbedingungen vorausgesagt. Alles passt, und ich setze mich am Mittwoch ins Auto mit Ziel „Rekordlauf“.

Alles läuft nach Plan, nichts vergessen, ich starte. Schon nach sechs Minuten sagt die Uhr, dass mein Leistungszustand deutlich schlechter ist als sonst. Danke für die Motivation, aber das habe ich auch schon gespürt. Wo ist außerdem der Wind her? Egal, habe ich es zurück leichter. So laufe ich in einer 4:54er Zeit die ersten fünf Kilometer zur Steinspornbrücke, wo ich endlich umdrehen kann.

Der Wind hat sich gelegt. Positiv ist, dass die Prognose damit recht behält. Negativ ist, dass mir niemand Schub von hinten verleiht. Am letzten halben Kilometer gehe ich ein. Positiv ist, dass ich meinem Maximalpuls von irgendwo zwischen 165 und 170 nahekomme. Gregs Training hatte mich glauben lassen, dass mein Maximalpuls zwischen 145 und 150 liegt. Negativ ist, dass ich ein bisserl gar fertig bin. Mein Ziel erreiche ich und erreiche ich doch auch nicht. Also, 49 Minuten und 4 Sekunden, liegt ziemlich genau zwischen meinen ursprünglichen 50 Minuten und den eingetragenen 48 Minuten. Euphorie sieht anders aus.

So trotte ich etwas verprügelt zum Auto. Nein, dafür hätte ich nicht die 600 km durch Schnee und Wind ackern müssen. Das hätte ich 2020 auch schon geschafft. Vielleicht bin ich auch ahnungslos und es war doch eine tolle Leistung – Anbetracht meines Alters. Hmm? Erwartet habe ich mir mehr.

Wieder im Auto beginne ich zu niesen. Oh, vielleicht ist es ein Heuschnupfen? Auf der Südosttangente wird das Niesen so schlimm, dass ich im Baustellenbereich die Q abstellen will. Soll mich das Männerschnupfenspezialeinsatzkommando holen. Besser, als ich fahre irgendwo an.

Wieder daheim liege ich im Bett. Die Nase rinnt. Heuschnupfen ist das keiner. Ich kenne mich nicht aus. Sabine ist in Kroatien segeln. Die hilft mir also auch nicht. Hmm?

Resümee

Positiv am Trainingsplan ist, dass man Laufen geht, egal wie die Bedingungen sind. Also, wenn man so dämlich ist, wie ich es bin, und sich von einer Software treiben lässt. Gut ist auch, dass anfangs das Training abwechslungsreich war.

Negativ am Plan war für mich, dass er wohl lieblos wenig auf meine Situation Rücksicht genommen hat. Ständig gibt es ein nordamerikanisches „Ausgezeichnet“ – wurscht, wie das Training war. Okay, wenn ich eine Mio-Runde als Tempoläufe verkaufen wollte, gab es ein „Gutes Potenzial“ als Bewertung der Trainingseinheit. Auch glaube ich, dass der Plan defensiv ist. Da fürchten die Amis wohl Klagen, wenn sich ein Kunde verletzt oder überanstrengt.

Daher: Ich habe einiges dazu gelernt. Sollte ich mich beim Laufen wieder einmal verbessern wollen, habe ich jetzt eine Idee, wie das gehen könnte. Greg wird jedenfalls mehr Zeit haben, um andere Garmin-Nutzer über einen Kamm zu scheren. Ich komme vielleicht wieder öfters in die Berge.

Der Lauf im Detail auf garmin.com