Das Höllental ruft und Gernot und ich erkennen, dass wir das letzte Mal 2018 am Akademikersteig waren. Seil, Exen, Friends,.. alles rein in den Rucksack. An die Verwendung können wir uns beide nicht mehr so recht erinnern, aber das wird uns in der Wand dann schon einfallen.
Auf den Straßen normalisiert sich der Betrieb allmählich nach Covid19, die ersten Mittelspurfahrer sind wieder unterwegs. Selbst auf den Parkplätzen im Höllental stehen die ersten Autos. Schade irgendwie jetzt, wo ich mich daran gewöhne.
Ein Leitsatz für den Akademikersteig ist: „Geh‘ nicht zu früh ins Geröll.“. Das Geröll ist anstrengend und bislang waren wir immer zu früh dran. Also, so weit wir uns erinnern können. Aber Gernot und ich können uns nicht erinnern. An solche Sachen schon gar nicht, eigentlich überhaupt nicht. Und so steigen wir richtig ein, gehen dann aber nach rechts statt nach links bzw. gerade nach oben. Völlig in den Leitsatz verbohrt, dass ich immer zu früh dran bin, queren wir Geröllfeld um Geröllfeld. Der Schweiß zieht auf, zuerst leicht und dann immer heftiger. Gernot meint, dass wir schon zu weit im Tal sind. Don’t stop me now! „Gernot kennt doch normalerweise nicht mal den Berg, auf dem wir sind“ denke ich und lasse mich nicht bremsen. Also, weiter. Und irgendwann ist der Teufelsbadstubensteig da. Ein Gefühl der totalen Niederlage stellt sich ein. Gernot nimmt es gewohnt gelassen: „Dann nehmen wir halt diesen Steig.“. Ha, mit dem 60m-Seil am Klettersteig. Da melde ich mich freiwillig bei Vizekanzler Werner zum Waterboarden. Lieber wieder zurück. So vertikutieren wir das Geröll auch in die Gegenrichtung und werden nach zwei Stunden fündig. Lesson learned: „Lade die Tour aufs Handy, selbst wenn du glaubst, dass du ein Local bist!“.
Die Kletterei ist wie immer fein. Gernot ist mittlerweile deutlich schneller unterwegs, die schwierigeren Stellen machen ihm kaum etwas aus. Vom Felsfenster ist unseres Erachtens fast nichts mehr übrig. Wir machen Fotos, der Stand ist recht schwach, das Seil stürzt sich in den Abgrund, verheddert sich um ein Stück Holz und irgendwann hänge ich ungesichert an dem Überbleibsel des Felsfensters und kann weder vor noch zurück. Da gibt’s bessere Momente im Leben, aber zumindest lacht die Sonne und es ist auch gar nicht kalt.
Gernot bekommt das Seil frei und ich kann endlich weiter. Irgendwann höre ich, dass ich mal einen Stand bauen soll, da er mich nicht sichern kann. Ah ja, ich dachte, ich sei eh die ganze Zeit gesichert gewesen. Wurscht, am Akademikersteig stürzt man eh nicht und wenn, dann tut auch der Sturz in die Sicherung ganz gruselig weh.
Covid sorgt dafür, dass die Steige und Wege kaum begangen sind. Somit liegt viel lockeres Material herum. Oberhalb des Felsfensters löst sich bei Gernot ein ziemlich großer Felsblock und donnert Richtung Tal. Möglicherweise haben wir damit die letzten Fotos vom Felsfenster. Das Echo dokumentiert den Abgang jedenfalls eindrucksvoll lange, ehe sich wieder Ruhe über das Höllental legt. Zum Glück sind heute keine Schulklassen unterwegs.
Der Rest ist ein Genuss, der Abstieg über den Wachthüttelkamm ist gewohnt beeindruckend, kann man doch schon lange fast senkrecht nach unten auf die geparkte Q blicken.
Feiner Tag, feine Tour!