Daheim hängt der Nebel und es ist eher kalt. Da komme ich mir schon komisch vor, als ich mich in kurzen Hosen und T-Shirt auf den Weg mache. Am Vormittag kommt Besuch aus Münchendorf und so weiß ich Ulli gut aufgehoben. Zu mittag will ich wieder daheim sein. Also, Hohe Wand.
Am Sonnenuhrparkplatz ist was los! Und es lacht die Sonne. Ich schnappe den Rucksack und bin dahin, während andere Gruppen noch beraten. Der ÖTK-Steig ist gar nicht so leicht. Ich reihe neu: der ÖTK-Steig ist schwieriger als der Königschusswandsteig. Speziell beim Einstieg und im unteren Teil hänge ich die Karabiner ordnungsgemäß einzeln um. Das ist ein Zeichen, dass Aufmerksamkeit auf alle Fälle angebracht ist. Und schön ist es. Die Sonne brennt auf die Hohe Wand. Es hat Temperaturen wie im Mai/Juni.
Im Steig überhole ich ein paar Klettersteiggeher. Ein Paar kommt mir sogar entgegen. Super Idee! Ich staune, wie die Absteiger über die Aufsteiger drüber kraxeln. Sowohl die Absteigenden wie auch die Aufsteigenden haben wohl Angst, die Sicherung auszuhängen. Sieht aus, als würde eine Schnecke über eine andere kriechen. Nicht mein Ding. Ich hänge mich aus und mache Platz. Dabei überlege ich mir, wie das am Wochenende sein muss. Da willst die Einsamkeit der Berge genießen und dir kriecht ein Absteiger über den Buckel mit einem Abstand, der selbst in der vollen U-Bahn beanstandet würde. Seltsames Volk!
Nach dem ÖTK-Steig steige ich nochmals zum Einstieg der Blutspur ab. Das ist nicht weit, denn die Blutspur ist kurz und endet ebenfalls am Plateau. Wer den ÖTK-Steig schafft, schafft auch die Blutspur, obschon sie eine halbe Stufe schwerer mit E klassifiziert ist.
Wieder am Plateau staune ich nicht schlecht. Haut löst sich an meiner rechten Hand. Das ist mir auch schon lange nicht passiert. Erklärung habe ich nicht so recht. Die beiden Blasen sind offen. Ich wundere mich.
Das Plateau ist fest in Hand osteuropäischer Paragleiter, die sich der Thermik hier erfreuen. Ja, gibt es das nicht in ihrer Heimat? Sie sind jedenfalls herzlich willkommen, aber wundern darf ich mich schon.
Ich steige über den Frauenluckensteig ab. Der ist lustig. Den kann ich auch im Aufstieg empfehlen, wenn es nicht ganz so wild sein soll.