Ulli und ich verbringen Tage auf kulinarisch höchstem Niveau in der Weltkulturerberegion Bad Goisern, und dort bekomme ich auch meinen Auslauf.
Jasmin ist auf Jungscharlager, und wir geben Carina bei Nina und Barbara in Oberösterreich ab. Ulli hat das Salzkammergut ausgesucht, wo wir bis Samstag bleiben wollen, ehe wir die Familie wieder zusammensammeln. Es kommt dann eh anders, weil Carina drei Katzenwaisen zu pflegen hat und da auch Jasmin nicht in Breitenfurt versumpern will. Vielen Dank an der Stelle schon mal an Barbara!
Beim Welterbewirtshaus Steegwirt finden wir noch ein Zimmer für zwei Nächte. Da haben wir einen Volltreffer gelandet. Das Wirtshaus wurde 2017/2018 von Grund auf renoviert. Das Ergebnis ist der Hammer. Vier liebevoll eingerichtet Zimmer, deren Fenster auf die Traun gehen, stehen zur Verfügung. Die Klause mit ihren Rechen erzeugt ein Getöse, das jeden Lärm schluckt und einen wie ein Neugeborenes schlafen lässt. Das Essen ist ausgezeichnet, und zwar von Gault Millau und Falstaff. Mit unserer Halbpension durften wir uns drei Gänge auswählen – irre! Und das zu mehr als vernünftigen Preisen!
Einzig Ullis Krebs gibt keine Ruhe. Kopf- und Nackenschmerzen sind mühsam und verderben den Genuss teils. Das lange Autofahren ist da sicherlich auch nicht förderlich. Aber die Schmerzen lassen vermuten, dass es der Krebs ernst meint und nicht leicht aufgeben wird. Ulli ist gewohnt tapfer und wandert am Freitag sogar den Ostuferwanderweg mit seinen 16 km nach Obertraun.
Etwas überrascht und unvorbereitet – da hätte ich ja auch mitgehen können – halte ich an meinem Plan fest und wähle den Umweg mit zusätzlichen 1.500 Höhenmetern. Am Freitag warte ich also das Frühstück ab, ehe wir uns auf den Weg machen. Schon bald verabschiede ich mich von Ulli, während meine ersten Kilometer nun auf Asphalt leicht bergan Richtung Hoher Sarstein führen. Gar zweimal muss man die Bundesstraße queren. Man könnte gleich mit dem Auto bis zum Pötschenpass fahren, aber dann gingen mir 400 Höhenmeter verloren. Nach der zweiten Querung der „Rennstrecke“ geht es in den Wald und eigentlich unentwegt steil bergauf. Gelegentlich hat man einen beeindruckenden Ausblick auf den spiegelglatten Hallstätter See und das dahinterliegende Massiv des Dachsteins. Ohne jede technische Schwierigkeit schraubt sich der Weg in vielen Kehren nach oben. Die Uhr zeigt meist um die 650 Höhenmeter pro Stunde an. Das ist für mich schon ein bisserl schweißtreibend, aber deswegen bin ich ja da.
Zu meiner Überraschung wäre die Sarsteinalm bewirtschaftet. Bei meiner Recherche habe ich Sarsteinalm und Sarsteinhütte vermengt. Während die Alm bewirtet ist, steht die Hütte nur Selbstversorgern zur Verfügung. Egal, ich habe ausreichend gefrühstückt und düse weiter zum Gipfel auf 1.975 m. Die zwei Äpfel aus dem Zimmer teile ich mit den Dohlen, ehe ich mich an den Abstieg Richtung Obertraun mache.
Erst geht es mäßig steil bis zur malerisch gelegenen Sarsteinhütte, ehe der Steig von dort steil und landschaftlich traumhaft bergab nach Obertraun führt. Inspiriert von den Berghasen laufe ich mehr als ich gehe. Okay, ich bin kein 25 mehr und so würden die beiden Sportstudentinnen nur milde lächeln, aber ich bin zumindest für meine Verhältnisse schnell. Die Fußgelenke haben sich mittlerweile auch an die Belastung gewöhnt. Zumindest stolper oder strauchle ich heute kein einziges Mal. Nach knapp viereinhalb Stunden Auslauf holt mich Ulli wieder am Bahnhof in Obertraun ab.