Frühlingshafte Temperaturen sind angesagt und so starten wir schon um 7 Uhr Richtung Obersteiermark. Windberg und Blarergraben sind unser Plan. Vor zwei Jahren habe ich die Tour schon gemacht. Mal sehen, ob ich was dazugelernt habe.
Die erste Erkenntnis ist, dass der Anstieg von vor zwei Jahren durch den Grubbichlwald steil und erschöpfend war. Das umgehen wir diesmal. Auch diesmal geht es steil, aber auf einem breiteren Weg durch den Wald. Die Kutatsch-Hütte ist bald erreicht. Wir machen gehörig Pause.
Weiter geht es auf den Windberg. Das Plateau ist etwas für die Sinne. Sechs oder mehr Gämsen kreuzen unseren Weg. Menschen werden wir heute auf der gesamten Tour nicht sehen. Auch der Parkplatz blieb leer. Der Aufstieg verläuft weiterhin reibungslos, sieht man davon ab, dass ich den falschen Gipfel erklommen habe. Letztlich waren wir dann doch am Windberg.
Am Windberg hat’s gepfiffen. Das war so im Wetterbericht angekündigt. Auch der Himmel verdunkelt sich. Auch das kommt nicht überraschend. Aber dort, wo ich abfahren will, verstärkt eine Düse den Wind. Erste Eiskristalle werden aus der ohnedies dünnen Eisdecke gerissen. Das Anschnallen ist gar nicht leicht und schon passiert es: Ich stehe nicht richtig in der Bindung und weg ist der Ski. Im Steilen fängt er sich zum Glück. Gernot birgt mein Ski auf Skiern. Ohne ihn hätte ich wohl die Steigeisen auspacken müssen. Und nein, auch mit denen wäre der Unterhaltungsfaktor sehr klein gewesen. Ja, mit Buddy ist nicht nur das Tauchen besser.
Nächste Etappe, Blarergraben! Unter dem Schneealpenhaus, das heute aussieht wie die Villa in Psycho, geht es in den Blarergraben. Schneeschuhspuren führen in den Graben. Das entspannt mich. Der Anblick der Einfahrt ist wiederum ein bisserl scary. (Ja, die spannenden Momente werden leider nie fotografiert!). Der Wind hat ganze Arbeit geleistet. Teils fehlt der Schnee gänzlich, teils hat ihn der Wind in Kolken links und rechts abgelagert, sodass eine riesige Bobbahn entstanden ist, durch die der Wind die Schneekristalle treibt. Diese verschwinden mit einer ordentlichen Beeiltheit dann vor dir im Nichts bzw. im Blarergraben.
Der Blarergraben ist steil, steiler als die Breite Ries. Als der Fahrer mit der höheren Sturzwahrscheinlichkeit fahre ich vor. Aber vor mir ist nichts. Man muss sich schon weit vorwagen, um den Hang zu sehen. Rechts ist es nicht so steil. „Nicht so steil“ ist relativ, aber ich kann zumindest schwingen. Schön langsam, schon wie vor zwei Jahren. Geht doch. Gernot schwingt entspannter, räumt aber auch ein, dass das hier ordentlich steil ist.
Nach der Verengung müssen wir uns links halten. Das ist mir nur allzu gut in Erinnerung. Hier ist der Schnee schon richtig nass. Richtig steil ist es auch, alles rutscht irgendwie. Es wäre schon ein Riesenpech, wenn das alles jetzt abfährt. Immerhin hat der Gleitschnee 24 Stunden für die Abfahrt am Tag Zeit. Die Zusatzbelastung der Skifahrer hat keinen Einfluss. Gämsen schauen uns auch hier zu. Man meint, sie schütteln den Kopf.
Während ich nun zwischen den Bäumen den Hang in defensiver Querfahrt erledige, macht Gernot noch ein paar Schwünge. Hoch entlasten bedeutet ein paar Meter tiefer zu stehen. Sieht lustig aus.
So, das Terrain wird friedlicher und wir schwimmen in dem Firn-Sulz-Gemisch nach unten. Ein Blick nach oben lässt uns nochmals ein bisserl erschaudern, denn wer sich bei der Abfahrt nicht links hält, für den bietet das Gelände einen netten Drop. Wäre doch schade, wenn dann kein YouTube-Filmer da ist.
Die Ausfahrt über den Lohmgraben ist gut mit Schnee gefüllt. Beim Lurgbauer kommt gerade ein Bub von der Schule heim. Ich grüße laut aus der Ferne. Ist ja immerhin der einzige menschliche Kontakt auf der Tour.
Passender Abschluss dieser edlen Tour ist wieder der Teichwirt Urani. Forellen-Tartar und Lachs-Steak – läuft!