Ulli ist wieder nach der OP zurück, wählt netterweise den Mittwoch für die Entnahme der Nähte und gibt mir den einzigen Sonnentag der Woche frei. So machen sich Gernot und ich mit meinem neuen inReach auf den Weg. Ein bisserl bin ich gespannt auf das, was uns nach diesen irrwitzigen Schneefällen der letzten Wochen erwartet.
In Losenheim liegt mal sehr wenig Schnee. Die Wiese ist hart gefroren und man erkennt, dass der Sturm ganze Arbeit geleistet hat. Aber bitte, was soll das? Der Schneeberg glitzert zumindest in der Sonne. Da oben ist genug Schnee. Das ist fix. Auch schon beim Sessellift ist klar zu erkennen, dass wir keinen Steinkontakt haben werden.
Wir steigen über die Skipiste und bestaunen die Lawine, die die Lahning Ries runtergedonnert ist und es sogar bis auf die Piste geschafft hat. Aber heute sind wir hier kein bisschen bedroht!
Bei der Abzweigung zum Hoyosgraben entscheiden wir spontan, dass wir über diese Variante aufsteigen. Mit lichter werdendem Wald werden die Schneemengen richtig beeindruckend. Hier versinken die ersten Bäume im Schnee. Ja, das hat was.
Die Spur selbst ist fein angelegt. Nicht im Graben sondern an einem Rücken steigen wir immer höher. Mit der Baumgrenze zeigt der Schneeberg seinen gewohnten Eispanzer. Ist halt so! Die Dolinen sind am Plateau riesig. Da ist also der Schnee her. Am Plateau nimmt auch die Eiseskälte überraschend ab.
Man würde es sicherlich vor der Fischerhütte in der Sonne aushalten. Wir verkriechen uns aber ins Innere, wo noch immer das WLAN funktioniert. Das finde ich irgendwie witzig, kann ich doch so meiner wichtigen Ingress-Tätigkeit nachgehen.
Ich habe bei den Leuten vor der Hütte einen anderen Tourengehern gehört, der den Salvisgraben fahren möchte. Das haben wir auch vor. Er bietet an, auf uns zu warten und uns die Einfahrt zu zeigen. Wir verweisen auf unsere Teepause, aber er wartet. Vielleicht ist ihm Begleitung auch angenehm.
irgendwann geht es los. Oben ist der Schnee wie immer mies. Aber allmählich wird es besser. Der Salvisgraben mit seiner „Steilstufe“ macht Spaß. Die Steilstufe lässt sich umfahren. Das tun wir aber nicht, sondern stürzen uns direkt in die Tiefe. Vor mir sind Spuren, die erkennen lassen, dass mein Vorgänger abgerutscht ist. Das tue ich auch vorsichtig. Die Vorsicht ist aber ein bisserl übertrieben. Ein beherzter Schwung hätte gereicht. Unter der Steilstufe bleibt es steil, aber es besteht keine Absturzgefahr. Beim zweiten Mal ist man schlauer.
Wir essen noch auf der Edelweißhütte, die der Wind wirklich abenteuerlich eingeweht hat. Heurigenbänke wurden als Schutz gegen die Schneemassen eingesetzt, sodass der Zugang freigehalten werden kann. Auch die Fenster mussten freigeschaufelt werden. Auf die Frage, ob sie sich denn gefürchtet hätten, antwortet der Wirt lachend: „Ned vuam Schnee, oba da wa Wind woar scho wüd!“
Der Salvisgraben war bislang die beste Abfahrt vom Schneeberg. Sicher gerne wieder.