Details der Tour via Garmin
Lawinenlagebericht
Zwei Wochen ist es her, dass mich das Schneebrett auf der Nordseite der Veitsch völlig unvorbereitet mitgenommen hat. Ich habe mir einen Lawinenrucksack von Pieps und zwei Lawinenbücher gekauft. Mair, Nairzbeschreiben in „lawine“ 10 Gefahrenmuster. Das zweite Buch ist der Klassiker „3×3 Lawinen“ von Werner Munter. Ich habe beide Bücher verschlungen und kann beide empfehlen. Munter denkt mit seinem Regelwerk genau so, wie wir es auch in unseren Modellen im Risikomanagement getan haben. Das ist mir vertraut und verständlich. Beide Bücher stellen klar, dass man auf Steilhängen mit wenig Schnee Störschichten leicht stören kann. Hätte ich die Bücher nur vorher gelesen! 😉 Nun habe ich eine wesentlich bessere Vorstellung von Schneebrettern. Mit dem Wissen ist aber auch die Erkenntnis gekommen, dass ich lediglich so einiges aber bei weitem nicht viel weiß und dass man das Risiko reduzieren, aber nie gänzlich ausschließen kann.
Gernot und ich machen uns also an diesem traumhaften, frühlingshaften Tag auf den Weg. Wir wollen von der Südseite auf die Veitsch, dann in die Rodel bis zur Unfallstelle einfahren und schauen, ob wir den Ski irgendwo erblicken. Es ist Gernots zweite Skitour. Voller Zuversicht steigen wir durch den Wald bis über das Ende der Lifte des kleinen Skigebiets hinaus. Aber hier wird es steiler. Die Schneebeschaffenheit ist angenehm. Es gibt fast kein Wegrutschen des Talskis. Gernot hält sich auch im Steilen tapfer. Meines Erachtens geht er ein bisserl schnell. Statt schnell zu gehen und zu rasten, empfehle ich einen langsamen und stetigen Anstieg. So schaffen wir es auch sicher zum Graf Meran-Haus, wo wir uns eine Pause gönnen.
Der Anstieg zum Gipfel sind nun noch knapp 200 Höhenmeter. Auch das schafft Gernot. Erst am Gipfel rückt er vorsichtig raus, dass er für heute genug hat. Das wirft den Plan um, aber ist kein bisserl ein Beinbruch. Ich habe mich eh gewundert, wo er die Kondi her hat, um da so ohne ein einziges Murren raufzumaschieren.
Rasch entscheiden wir, dass wir nicht mehr in die Rodel absteigen werden. Zu meiner Überraschung kommen aber mehrere Tourengeher diese Route, also vom Norden, auf die Veitsch rauf. Ich frage nach einem herrenlos herumstehenden Ski. Niemand hat ihn gesehen, der ruht wohl unter den Schneemassen. Dafür erkennt mich jemand aufgrund meines Facebook-Eintrages. Selbst dieser Blog hier ist nicht unbekannt. Und ich habe gedacht, den liest einzig meine liebe Schwester! Die eine Gruppe verspricht gar, nochmal bei der Abfahrt genauer zu schauen und mich gegebenenfalls zu verständigen.
Gernot und ich machen uns auch für die Abfahrt bereit. Die totale Niederlage ist, dass ich den Lawinenrucksack nicht scharfstellen kann. Es tut sich nichts! Daheim funktioniert es wieder problemlos. Unter der Annahme, dass der Lawinenrucksack auch in kalter Außenluft und bepackt funktioniert, beschließe ich noch ein paar Mal zu üben. Vertrauensbildend war dieser Fail jedenfalls nicht. Auch mit der neuen Pin-Bindung habe ich meine Nöte und ich bin froh, dass die Sonne lacht und nicht Schneetreiben über meine Schuhe hinwegfegt.
Gernot bereite ich auf das komische Gefühl bei der Abfahrt vor. Einerseits hat man schon drei Stunden Aufstieg in den Oberschenkeln, anderseits heißt es jetzt nach vorne lehnen und in die Knie gehen. Beim Aufstieg ist dieses Verhalten nicht angebracht. Gernot kann sich nicht vorstellen, warum ihm als sehr gutem Skifahrer die Abfahrt nicht gelingen sollte. Und natürlich ist auch er überrascht, wie komisch er am Ski steht. Liegt es an den Tourenskiern, am Schnee,..? 😉
Wir essen noch auf einer Skihütte und rollen dann heimwärts. Mein einsamer Ski wird noch ein paar Tage und Nächte in seiner Eishöhle zuwarten müssen.