Haidsteig

Am Vortag habe ich mich auf unserem Tacx NEO Bike Plus Trainer doch beansprucht, und soll der heutige Tag eine Wanderung mit Renate und Mio auf einen neuen Gipfel von Hinternasswald aus bringen. Aber dann ereignet sich das Hoppala auf unserer Treppe. Renate stürzt, hält das Wasserglas und weitere Utensilien hoch, während sie im Langsitz die Stufen nimmt. Das Bürzel ist geprellt. Wir müssen umdisponieren. Und weil mir nichts besseres einfällt, gehe ich den Haidsteig.

Dort geht aber nicht viel. Ich bin einfach schlapp. Am Zustieg überholt mich einer. Uje, ich werde alt. Oberhalb der Waldgrenze meldet sich Wind. Zumindest für Renate wäre das nichts gewesen.

Den Überholer hole ich beim Einstieg ein. Aber im Steig gibt er erst richtig Gas. Also das ist mir bislang auch nicht passiert. Die Uhr sagt, dass ich mich ein bisserl anstrengen könnte. Das ist ein amerikanisches Produkt, da will ich ein „You’re awesome!“ hören. Darauf wartet man bei Garmin aber ewig, heute ganz besonders.

In der Wand beutelt es mich hin und her. Da freut es mich nicht einmal sonderlich. Bei der Madonna ist auch kein Platz zum Verweilen. Da muss man froh sein, wenn einen der Wind nicht von dem Platzl dort bläst.

Ein bisserl Schnee und Eis ist auch noch da. Und so kommt es, dass ich im einfachen Teil abrutsche – die Bergschuhe sind heute auch nicht die richtigen – und ich mir die Fingerknöchel aufschürfe, ordentlich. Heute freut es mich gar nicht mehr, den Königschuss streiche ich.

Am Plateau lasse ich mich vom Wind bergauf zum Preinerwandkreuz treiben, ehe ich mich an den Abstieg mache. Die Neue Seehütte verweigere ich, auch wenn der Wirt ein einladende Tafel gegen den Wind platziert hat. Vor dem Holzknechtsteig lege ich mich zwischen die Latschen und suche Windschatten. Ich habe Renates Proviant mit. Ein Weckerl in drei Schichten mit Frischhaltefolie dazwischen. Das habe ich auch noch nie gesehen. Prompt nutzt der Wind die Chance, entreißt mir das Jausensackerl und ich muss hinterherrennen. Geh bitte! Echt jetzt?

Am Holzknechtsteig wird es wieder ein bisserl wärmer, mir kommt ein junger Bergsteiger entgegen. Deutsch ist nicht seine Muttersprache, und so verstehe ich nicht ganz, was er heute schon gemacht hat. Ich vermute, er war am Haidsteig und ist den Preinerwandsteig runter. Jetzt will er „hinten herum“ zum Königschusswandsteig. Ich zeige ihm die gelbe Tafel am Einstieg zu seinem Steig, und das ist eher die andere Richtung. Da zeigt er mir sein Planungstool am Handy. Ich hab‘ keine Lesebrille mit und bin verwirrt. Jedenfalls muss er wieder zurück. Ich empfehle ihm einen kurzen Abstieg, weil die Rinne unangenehm sein kann und das Überqueren der Rinne erst weit oben gut geht. Danach müsste er wieder absteigen. Er hört auf meinen Rat – oha. So steigen wir gemeinsam ab und hören nach dem Queren der Rinne ein ordentliches Gepolter. Da kommt ein Fels von der Größe eines Medizinballs in der Rinne runter. Bei so einem Zwischenfall quert lieber auf ein paar Stufen als wild, weil man kürzer in der Rinne ist. Natürlich hätte es einen von uns treffen können. Ohne Tritte hätte man in der Rinne jedenfalls weniger Optionen. So schluckt der junge Mann etwas. Er hat alles richtig gemacht und Glück gehabt.

Mir reicht es endgültig, ich steige ab. Ab ins Auto und nach Hause. Heute war ich einfach in der falschen Verfassung am falschen Ort!

Die Tour auf Garmin