Haidsteig – Königschusswandsteig

Meine übliche Runde steht an. Es gibt wenig zu berichten. Der Haidsteig fällt mir richtig leicht. Ich brauche die Hände fast nur zur Stabilisierung. Die Arbeit leisten die Beine. So soll es beim Bergsteigen und Klettern sein. Ich verweile länger bei der Madonna. Im Steig ist kein Mensch, da habe ich meine Ruhe.

Den Abstieg zum Königschusswandsteig finde ich jedes Mal besser. Hier sitzen am Einstieg drei Burschen. Die haben den Haidsteig schon hinter sich. Oh, da hatte Ulli also schon Besuch. Die drei klingen so vernünftig, dass es mir schon fast unheimlich ist. Nein, nein auch das passt schon. Man lässt mich vor. Der Königschusswandsteig ist eine Stufe schwerer als der Haidsteig. Ich muss die Arme deutlich mehr belasten. Das Ingress-Portal erobere ich wieder. Alles muss seine Ordnung haben.

Nach dem Königschusswandsteig schaue ich bei der Neuen Seehütte vorbei. Na ja, kulinarisch ist es ein bisserl besser geworden, aber herkommen muss ich da nicht unbedingt. Die tschechische oder slowakische Betreiberin gibt sich Mühe. Sie nimmt die Bestellungen im Nebengebäude entgegen, schenkt Getränke in Einwegbechern aus und kassiert. In der eigentlichen Hütte liest der Mitarbeiter aus Nepal die Bestellung aus dem Bestellsystem aus, kocht und serviert. So läuft alles am Schnürchen, aber doch ein bisserl befremdlich. Früher ist Franz, der Pächter, mit zwei Mitarbeitern aus Nepal in der kleinen Küche gestanden. Nun verbringt der Koch alleine die Zeit. Trinkgeld sieht er wohl selten. Das ändere ich zumindest heute. Er freut sich.

Und dann steht da noch ein seltsames Schild: „Die Hütte wird mit dem Hubschrauber versorgt!“. Das will ich nicht glauben oder hoffen. Immerhin führt doch eine passable Straße zur Bergstation der Seilbahn.

Beim Bachingerbründl treffe ich einen Mann in langen Hosen. Er hat sich heute dem Preinerwandsteig gewidmet. Dazu schleppt er eine benzinbetriebene Bohrmaschine und all das, was man noch braucht, wenn man einen Klettersteig instand halten will, mit. Die lange Hose muss er ertragen, weil er sich sonst die Beine mit der heißen Bohrerspitze verbrennt. Ich probiere den Rucksack und vermag ihn gar nicht recht zu heben. Der freundliche Mann ist in meinem Alter, vielleicht ein paar Jahre jünger. Für Haidsteig und Königschusswandsteig ist er auch zuständig. Ich erfrage einen kurzen Grundkurs zum Steigbau und der Erhaltung eines solchen. Die Lektion für hier ist, dass man den Steig schont, wenn man vorrangig die Beine beim Klettern verwendet. Wer sich am Stahlseil hochhantelt, macht also nicht nur klettertechnisch einiges falsch, sondern strapaziert auch die Steiganlage über Gebühr.

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