ÖTK-Steig – Blutspur

Der Regen kommt schneller als vermutet. Da fahre ich rechtzeitig von der Südautobahn ab und gönne mir wieder einmal den ÖTK-Steig für die Fitness.

Na, bumm! Da parken viele Autos am Sonnenuhrparkplatz. Der Parkautomat ist aufgebrochen. Interessantes Volk, diese Kletterer! Man mag wirklich nur den Kopf schütteln. Ich parke gratis, auch wenn aufgefordert wird, Bargeld in die Säule einzuwerfen. Erstens kann ich mein Handy, mit dem ich zahlen wollte, nicht einwerfen. Zweitens, sollte ich Geld in eine aufgebrochene Kassa einwerfen?

Mit den Jahren kommt die Erkenntnis, welcher Klettersteig schwer ist und welcher nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch nicht ganz fit bin. Der ÖTK-Steig ist jedenfalls heute anstrengend. Früher oder im fitten Zustand denke ich mir immer: „Ja, die Steige sind halt unterschiedlich, aber ob der eine oder der andere schwieriger ist, könnte ich nicht sagen.“. Heute verstehe ich, warum Gernot den Steig nicht so recht gehen will, und ich notiere, dass Renate noch ein bisserl üben muss, bis wir diese Herausforderung annehmen.

In 48 Minuten bin ich ungehetzt am Plateau. Da ist noch Kraft für die Blutspur. Auch die ist heute nicht die Vier-Minuten-Übung wie die letzten Male. Machbar ist sie allemal. Mag sein, dass da eine E-Stelle drinnen ist, aber der Steig ist so kurz, dass man sich wirklich schwertut zu ermüden.

Runter geht es über die Völlerin. Tja, und da liegen vier Steinböcke quer am Weg. Andere Bergsteiger verständigen die Bergrettung, aber ich bin da wesentlich erfahrener im Umgang mit diesen Viecherln. Na ja, glaube ich zumindest. Erst fotografiere und dann vertreibe ich. Provokant langsam räumen die Halbstarken den Weg.

Am Parkplatz kommen mir noch zwei Buben in voller Montur entgegen. Den C-Steig wollen sie gehen. Kenne ich nicht. Da sind auch schon vier Erwachsene, ein Österreicher und drei Amis. Den ÖTK-Steig wollen sie gehen. Der Österreicher scheint bergerfahren zu sein, aber wohl nicht im Führen einer Gruppe. Ich frage, ob er sicher ist, dass die Buben – ich schätze knapp über zehn – den Steig schaffen werden. Ja! Und ob die drei Amis fit sind? Ja, die klettern bis zu V+. Eine der Erwachsenen versteht wohl, worum es geht und antwortet: „No, we don’t! Don’t give any misinformation!“. Viel Spaß auf jeden Fall! Für mich ein weiterer Beleg, wieviel in den Bergen gutgeht, wieviel die Berge verzeihen. Da sind dann die vielen Unfallsmeldungen in den Medien verständlich. Also, ich würde den ÖTK-Steig mit einem geübten Zahnjährigen auch gehen. Dies allerdings in Betreuung durch einen erfahrenen Erwachsenen, der sich ausschließlich um maximal ein Kind kümmert. In den Bergen gelten Eigenverantwortung und Freiheit im Handeln mir am meisten und so lasse ich sie mit einem „Eine schöne Tour wünsche ich euch!“ ziehen. Ich bin jedenfalls für heute fertig, fein war’s! Beim Starten des Autos fallen die ersten Tropfen auf die Windschutzscheibe.

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