Für Tourengeher sollen die Bedingungen übel sein. Eisiger Harschdeckel und unten wenig Schnee. Das klingt doch nach passablen Bedingungen für Mio und mich. Der Altenbergersteig bietet sich an. Wenn da nur eine Spur nach der Karrer Alm zu finden ist, dann werden wir es diesmal schaffen. Wir parken uns am Preiner Gscheid ein und staunen, wie kalt es ist. Also, Mio ist das egal. Ganz im Gegenteil, er wirkt wesentlich agiler.
Zu meinem Erstaunen findet sich eine richtige Piste, die in diesen einsamen Teil der Rax führt. Mio sinkt nicht ein und ich spaziere mit den Grödeln. Vor der Karrer Alm ist es dann aber wieder erwartet einsam. Keine Spur ist da, wir spuren. Erst bei der Karrer Alm kommen Spuren vom Moassa herauf, biegen jedoch ab. Und dann findet sich doch etwas. Zwei Steigeisenspuren führen vom Plateau herunter. Zuversicht baut sich auf. Natürlich helfen auch die modernen Mittel der GPS-basierten Navigation. Aber so ein Anzeichen, hier nicht als einziger und erster Dodel seit langem herumzuirren, hat auch Beruhigendes.
An ein paar Stellen ist es am Steig bei diesen harten, abgeblasenen Bedingungen ein bisserl herausfordernd. Ohne Grödel ging da nicht viel. Aber mit zusätzlich zwei Stöcken fühle ich mich sicher. Mio hat ohnedies vierfachen Antrieb.
Am Preiner Gscheid war es gewohnt kalt. Im Routenverlauf hat sich die Warmfront mit ein paar Vorboten angekündigt und ich bin ohne Jacke gewandert, aber hier heroben am Plateau setzt Wind ein. Es ist eben Winter und da darf es hier unwirtlich sein.
Mio zeigt Interesse an den Gämsen. Nach 50 Metern Anlauf lässt er sich jedes Mal durch Rufen stoppen. Das verleitet mich zu einem Experiment. Ich rufe eben nicht und er stoppt nach fünfzig Meter trotzdem. Mio ist kein Jäger, wahrlich nicht.
Ein Gipfelfoto an diesem ungemütlichen Ort, und wir eilen weiter in unserer Überschreitung. Die ersten zwei Tourengeher kommen uns entgegen. Sie wirken als wären sie aus der Vorklimaerwärmungszeit. Wo die denn runterfahren werden? So eine richtig durchgängige Schneedecke mag ich nicht zu erkennen.
Das Karl-Ludwig-Haus ist nun schon über ein Jahr verlassen. Noch wirkt es gut in Schuss. Aber besser wird es sicher nicht werden so ohne Bewirtschaftung. Ich mache mir Gedanken.
Der Abstieg über den Schlangenweg wirkt wenig einladend. Von oben sehe ich schon ein Paar auf der harten, schrägen Schneefläche. Mit Schneeschuhen scheint das kein Spaß zu sein. So entscheiden Mio und ich, direkt den Karlgraben abzusteigen. Uh, der ist hart. Mit den Grödeln geht es einigermaßen, aber es ist ein Eiertanz. Mio versteht nicht was los ist, will spielen und bellt aufmunternd. Weiter unten schiebt die Warmfront wieder an. Plötzlich wechselt der Karlgraben von Streif- auf weiche Bedingungen. Jetzt stollen die Grödel an. Nach zwei Schritten habe ich Plateauschuhe mit 15 cm Auflage. Der Abstieg ist also heute eher zäh, aber zum Glück endlich. So erreichen wir das Waxriegelhaus und in Folge wieder das Auto.
Alles recht fein für Mitte Jänner und zu Fuß!