Die Hitzeschlacht gebe ich mir heute alleine. Obwohl, der Parkplatz ist schon vor neun gut gefüllt. Eine Mom cremet ihre aufgeregten aber widerspenstigen Kinder ein. Die Helme lassen auf den Haidsteig schließen. Na, hoffentlich denkt sie daran, dass Sonnenöl den Grip am Seil reduziert. Alles nicht mein Thema. Ich zische los. Alles ohne sonderliche Vorkommnisse. Es sind ein paar Leute im Steig. Ich habe Auslauf – juchhu! Kurzer Stopp, wie üblich bei der Schwarzen Madonna. Jemand stellt immer wieder eine Kerze her. Aha!
Ich habe neue Zustiegsschuhe gekauft und die sind wirklich ein Hammer. Sie sind von Salewa und halten am Fels, dass es eine Freude ist. So etwas hatte ich bislang noch nicht. Sehr fein!
Weiter zum Preinerwandkreuz und dann in den Holzknechtsteig. Mir kommt ein Mann entgegen. Ich frage, wie er zu der Genusstour kommt. Er wollte den Haidsteig gehen, hat sich aber kurz nach dem Auto den Nerv eingeklemmt und geht nun „aufrecht“ den Holzknechtsteig. Interessantes Vorgehen, um seinen Körper für Dysfunktion abzustrafen. Nein, sein Freund ist den Steig gegangen und sie wollen sich oben treffen. Okay, jedem Tierchen sein Plaisierchen! Wir plaudern und ich werde gegen seinen anfänglichen Widerstand eine meiner Schmerztabletten los. Die ist sicher schon gut abgelaufen.
Diesmal erwische ich den Wechsel zum Königschusswandsteig überraschend gut. Auch wenn ich ihn schon so oft gegangen bin, ist es fast jedes Mal anders. Im Steig überhole ich unter dem Felsfenster ein Paar. Viel Sauerstoff ist nicht mehr im Hirn. Ein freundliches Grüßen und ein bisserl „Geht’s gut?“ und „Schönen Tag noch“. Das war’s. Als ich dann oberhalb des engen Kamins zurückschaue, meine ich, dass mir meine Wahrnehmung einen Streich spielt. Das letzte Foto in der Galerie sollte das Phänomen erklären. Ich warte auf die Nachkletterin und erkenne, dass sie ganz anders als Ulli aussieht. Am Ausstieg bin ich wieder ein bisserl bei Sinnen und erkläre, dass ich für gewöhnlich nicht fremde Leute ohne Erlaubnis fotografiere und warum das Hier und Jetzt eine Ausnahme war. Die beiden sind verständnisvoll und freuen sich gar über das Foto. Sachen gibt’s!
Runter geht es dann den vollständigen Holzknechtsteig. Wieder kommen mir zwei junge Genießerinnen entgegen. Nein, so etwas haben sie nicht erwartet. Aber was soll’s? Kurz, ich kann niemanden den Holzknechtsteig im Aufstieg empfehlen, schon gar nicht, wenn die Sonne runterbrennt! Im Abstieg ist er eine Abkürzung, aber selbst da überaus entbehrlich.
Bergab sind die neuen Schuhe dann nicht so fein, weil sie eher für den Klettersteig gemacht sind und entsprechend eng anliegen. Da schieben die Zehen an der Oberseite schon heftig gegen den Schuh.
Recht fertig, aber zufrieden komme ich wieder beim Auto an. Alles gut, feiner Tag!
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