Blarergraben – Windberg – Lohmgraben

Wir brauchen eine Wanderung ohne Hände, sagt Renates Schulter. Das ist gut so, denn da kann Mio mit. Und Gernot ist auch dabei. Es geht nach Altenberg und von dort den Blarergraben hinauf. Aber schon bald zeigt sich, dass das für einen hier anstrengend werden wird. Der arme Mio kann nicht schwitzen. Das können und tun wir, aber er kann nur hecheln. Bald legt er sich im Wald nieder. Uje, wir haben noch nicht einmal ein Drittel.

Beim Aufstieg durch den Blarergraben bewundern Gernot und ich uns gegenseitig. Dass man hier mit Skiern abfahren kann. Auch Renate entfleucht gelegentlich ein der Höflichkeit geschuldetes: „Nein, wirklich!“.

Mio macht uns Sorgen. Gernot ringt mit seiner Contenance, habe ich doch Mios Trinkflasche vergessen. Schnell ist ein Blatt gefaltet und Mio schlempert fröhlich einen halben Liter weg. Vor dem Ausstieg aufs Plateau wartet dann noch Schnee. Den Hund haben wir oben, das ist fix.

Wir wandern über die Hochfläche Richtung Windberg. Mio lockt die Kühe an, was wiederum Gernot verjagt. Es ist gar nicht so leicht, die Herde beisammenzuhalten. Am Gipfel des Windbergs warten schon andere zehn bis fünfzehn Rindviecher. Da ist heute was los. Eigentlich sind Zwei- und Vierbeiner recht gelassen. Aber Mio traut sich nicht vorbei und fängt zu bellen an. Jetzt kommt Bewegung in die Szene. Renate steht beim Gipfelkreuz, ich schreie die Rinder an, um einen Korridor für Mio zu schaffen. Nur, so richtig gut ist die Idee nicht. So wird das nichts. Die Kühe springen prompt auf, aber starten Richtung Mio, der sich in die Felsen verdrückt. Gernot macht sich auf den Weg, um Mio weit umzuleiten, aber der bellt weiter und will es wissen. Er versucht, die Rinder in die Felsen zu locken, vielleicht um sie von uns abzulenken. Schlauer Kerl. Die Situation deeskaliert letztlich durch Gernots Rufe aus sicherer Entfernung, Mio stürmt in großem Bogen in Sicherheit, ich folge hüftbedingt deutlich langsamer quer durch die Herde, die Kühe kennen sich gar nicht mehr aus und Renate steht weiterhin am Gipfel. So weit der Überblick.

Irgendwann ist das Katz-und-Maus-Spiel mit Rind und Hund allen fad. Aber Mio entdeckt neue tierische Herausforderungen. Die Murmelpfiffe erwecken seine Aufmerksamkeit. Murmel sind auch eher seine Gewichtsklasse und so stürmt er ihnen nach. Er folgt ihnen gar ihn ihre Höhle. Aber so schnell wie er rein ist, hüpft er wieder raus – und hinkt. Uh, da hat ihn wohl jemand in die Pfote gezwickt. Was für ein Tag, läuft nicht! Also, der Hund schon bald wieder.

Der Pausenbedarf steigt bei allen an, und wir zur Michelbauerhütte ab. Es wartet wirklich gutes Hüttenessen. Nach Kuchen und Kaffee geht es noch einmal an der angriffslustigen Kuhherde vorbei Richtung Lohmgraben. Der Abstieg führt an mumifizierten Gamsteilen vorbei. Mio erkennt darin seine geliebte Rinderkopfhaut, darf aber nicht an die gut abgelegte Gams ran. Vielleicht ist das der Grund, dass er irgendwann nicht mehr weiter will. Er sagt ja nichts! Hat er genug vom Bergsteigen? Tun die Pfoten weh? Ist es zu heiß? Trotzt er wegen der versagten Gams? Man weiß es nichts. Mit den letzten Leckerlis schaffen wir es noch zum Auto. Dort werden die Pfoten gut gekühlt, ehe den armen Hund der Tiefschlaf im Auto übermannt. Oha!

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