Heute bin ich alleine unterwegs. Keine Renate, kein Mio und auch sonst niemand. Einen Menschen treffe ich, ein paar sehe ich in der Ferne. So starte ich meine vertraute Route. Los geht’s beim Griesleitenhof auf der Forststraße, diese verlässt man in der ersten Kehre, steigt durch den Wald, quert die Forststraße zweimal, ehe man am Ende des dritten Abschnitts noch einmal auf diese Forststraße trifft. Ich kenne mittlerweile einige der Bäume, die da rumstehen, auch ein paar Steine sind mir über die Jahre vertraut geworden. Die Wurzeln an markanten Stellen habe ich mir eingeprägt. Für die Menschheit eher unnützes Wissen!
So geht es weiter bis zum Bachinger Bründl und weiter zum Einstieg des Haidsteigs. Irgendein Schweindl mit Schnupfen muss am Wochenende unterwegs gewesen sein, denn verdächtig viele benützte Taschentücher liegen verteilt. Auch die Bananenschale ist noch frisch und stammt wohl auch vom Wochenende. Taschentuch und Banane verrotten, aber es dauert halt. Man sieht, ich mache mir Gedanken.
Beim Einstieg freue ich mich, dass ich wieder in passablem Tempo unterwegs bin. Müdigkeit? Nein, ich merke nichts. Sehr gut. Also, hinauf und weiter bis zur ersten Rast, der Schwarzen Madonna. Auch wenn ich teile, gehört mir das Packerl Mannerschnitten ganz alleine. Damit mich Ulli auch sicher erkennt, verlinke ich das Ingress-Portal. Habe ich da ein: „Das ist jetzt aber nicht wahr!?“ gehört?
Unspektakulär geht es den zweiten, leichteren Teil aufs Plateau und zum Preinerwandkreuz. Von dort runter über den Holzknechtsteig, der mich wieder überrascht. Jedes Mal denke ich mir, dass mich hier nichts mehr überraschen kann. Der ändert wirklich sooft sein Gesicht, dass ich überlege eine Timelapse-Kamera hier aufzustellen. Entsprechend schwierig ist es, die Querung zum Einstieg des Königschusswandsteigs zu finden. Mittelprächtig gelingt das heute, war schon schlechter, war schon komfortabler.
Ich bin noch immer nicht müde. Also, rein ins Vergnügen. Der Königschusswandsteig ist schon um eine echte Stufe schwerer als der Haidsteig. Während ich am Haidsteig, das Stahlseil über weite Strecken nicht nutze bzw. nur zur Sicherung verwende, hänge ich hier recht heftig im Stahlseil. Im Felsfenster mache ich wieder ein Figur, die mir eine negative Wertung für die Eleganz der Ausführung bei den Juroren einbringen müsste. Ich nehme mir vor, beim nächsten Mal hier langsam und konzentriert zu klettern. Das muss mit kleinen Schritten und mit deutlich mehr Leichtigkeit gehen.
Vom Felsfenster ist es dann nicht mehr weit aufs Plateau. Weiter geht es runter über den Holzknechtsteig wieder zum Einstieg des Haidsteigs. Zumindest in der letzten Stunde hat er sich kaum verändert. Mühsam ist er meist, auch heute. Beim Bachinger Bründl noch eine kleine Rast und dann zum Auto. Oh ha, ich verspüre Lust zu laufen. Geht doch!
Garmin meint, dass ich mich heute übernommen habe. Aber so fühle ich mich gar nicht. 45 Minuten vom Parkplatz zum Einstieg, 43 Minuten für den Haidsteig und 30 Minuten für den Königschusswandsteig sind recht fein. War ja nicht einmal im Wettkampffieber. Egal, es geht bergauf und das ist gut so!