Gernot und ich probieren uns noch einmal am Stadelwandgrat. Diesmal verzichten wir auf einen Vorsteiger und sind damit auf uns alleine gestellt. Beim ersten Mal war auch ich im Nachstieg. Das war total ungewohnt und ich habe die Situation recht unterhaltsam und entspannt empfunden. Ich fürchte aber, dass ich mir derart nicht viel von der Tourenführung gemerkt habe. Schauen wir einmal!
Es ist einer der ersten Tage in diesem Herbst, an denen es unten nebelig und kalt ist, während oben die Sonne lacht. An diesem Tag werden wir keinen einzigen anderen Wanderer oder Kletterer treffen.
Weil wir keine G’schwinden und die Tage schon kurz sind, treffen wir uns schon um 07:15 in Brunn am Gebirge. Der Parkplatz des Stadelwandgraben ist bis auf ein Auto leer. Es ist bitter kalt und wenig einladend. Kurz vor dem „Gassl“ steigen wir aus dem Nebel, womit wir in diesemTeil des Anstiegs, der zugegebenermaßen etwas mühsam ist, schon ins Schwitzen . Beim Auto hatte es 3,5°, hier heroben ist die Temperatur sicher zweistellig. Das hat schon etwas Feines.
Diesmal erledigen wir den Zustieg schneller. Kein Suchen, wir können uns gut erinnern. Bald haben wir die Stelle, an der ein fetter, roter Pfeil in die Gegenrichtung zeigt. Ja, da sind wir richtig. Wir beginnen mit der Kletterei. Alles läuft super.
Heute finden wir viele Zwischensicherungen, auch gehen wir das eine oder andere Mal eine abweichende Variante. Speziell bei der schwierigsten Seillänge finden wir den Standplatz, an dem sich drei Optionen bieten. Die einfachste Variante ist eine Umgehung, die schwierigste Option (III+) führt direkt nach oben. Wir entscheiden uns bewusst für die IIIer-Variante wie auch das letzte Mal. Man muss ein bisserl vom Standplatz absteigen, um diese Option, die Standardoption, zu wählen.
Und irgendwann stehen wir dann am höchsten Punkt der Stadelwand. Wir haben die Tour geschafft und sind geschafft. Auf der Märchenwiese setzen wir uns ins Gras und essen Manner-Schnitten. Ein Gamsbock marschiert über die Wiese. Definitiv ruhig ist es hier.
Im Abstieg beginnt auf 1.100m der Nebel. Schlagartig wird es kalt. Das Thermometer im Auto zeigt 3,5°. Wir rauschen im Nebel nach Wien zurück. Toller Tag!