Nach unseren Erfahrungen mit der Kategorisierung von technischen Schwierigkeiten in Salzburg und der Steiermark wollen wir ausprobieren, wie wir uns in unseren Hausbergen tun. Zur Sicherheit kommen Kletterausrüstung und zumindest das 30m-Seil mit.
Damit Mio nicht so lange alleine daheim ist, fahren wir ein bisserl später los. Um 10:45 starten wir am Parkplatz im Höllental. Diesmal finden wir den Zustieg zum Akademikersteig sofort. Nach der Schönbrunner Stiege geht man den Weg ein ganzes Stück weiter, bis ein markanter Steig nach links in Serpentinen zur Wand hinaufführt. Diesem folgt man nach rechts abbiegend unter der Wand – voila! Verpasst man diesen markanten Steig und steht auf der Forststraße, dann ist man zu weit bzw. muss das Geröllfeld direkt hinauf.
Das Höllental ist heute ein Dampfbad. Kein Lüftchen bewegt sich. Uns treibt es alles aus. Das ist fürwahr eine Erwähnung wert. Am Einstieg entscheiden wir uns, Klettergurt und Material schon anzulegen bzw. vorzubereiten. Das Seil bleibt im Rucksack. All das mag seltsam erscheinen, aber Gernot ist tough und arbeitet an seinen Fortschritten.
Schon am Einstieg ist klar, dass das wieder pure Kletter- oder Kraxelfreude wird. Kein Vergleich zu den kurzen Passagen am Südostgrat des Grimming oder Hirschkarlgrat. Ich bin überrascht, wie konstant anspruchsvoll die Kraxelei ist. Griffe und Tritte sind groß und die Wand nie abdrängend oder glatt. Gernot hat die Topo ausgedruckt parat und weiß von zwei Stellen mit II+. Bei der ersten Stelle beschrieben mit „steile Risse“ lege ich das Seil schon mal raus, aber Gernot packt das auch so. Erst bei der zweiten Stelle „steiler Aufschwung“ wird sich Gernot der Ausgesetztheit bewusst. Das Seil werfe ich ihm runter und sichere ihn. Beim Fensterl kommt das Seil nochmals zum Einsatz, aber sonst bleibt es im Rucksack. Sehr gut!
Zum Abschluss wartet ein „schöner Grat“. Gernot positioniert seine Drohne und wir kraxeln unter Videobeobachtung die letzten Meter.
Der Abstieg über den Wachthüttelkamm ist wie immer überraschend steil und heute wie der Aufstieg irre dampfig. Ein einfaches Schild erinnert an den 38-jährigen, der hier im Mai ausgerutscht ist. Das macht nachdenklich…
Den Akademikersteig ist und bleibt meine klare Empfehlung für eine leichte Kraxelei in der Nähe Wiens. Jedes Mal habe ich meine Freude daran. Im Payerbacherhof lassen wir die Tour ausklingen.