Im Mai liegt so viel Schnee, dass man noch nicht ohne Schier in die Berge kann, aber zuwenig, um von Rax und Schneeberg vernünftig abfahren zu können. Für eine Hochtour ist das Wetter nicht stabil genug. Wir probieren Neues aus. Gernot begleitet mich am Mountainbike!
Am Vorabend schockt mich Gernot noch. Er sei gerne dabei, würde aber mit dem Rad anreisen. Er legt die Route bei und den Anstieg, wie er auf den Lindkogel wolle. Na, ich schau‘ nicht schlecht überschlagsmäßig sind das mehr als 100 Kilometer. Irgendwo muss da ein Missverständnis sein. Wir einigen uns auf jeden Fall auf ein Treffen am Parkplatz der Augustiner Hütte. Ich bringe zwei MTB-Räder in der dicken Q mit. Das sollte passen.
Mir sollte die verkürzte Tour auch passen, war ich doch am Vorabend in einem Runner’s High, das mir eine glatte 5 auf der Garmin Uhr eingebracht hat überlastet – 72 Stunden Erholung. Was das Gerät, das über die Handgelenk in mich hineinhören will, alles meint zu verstehen! Demut ist der Garmin Leute Sache nicht. Ich fühle mich jedenfalls fit.
Wir radlen über den Zoblhof zum Eisernen Tor. Ganz oben liegt noch ein bisserl Schnee. Der Wirt meint, dass am Vortag noch alles weiß war. Am Sonntag habe es überhaupt unentwegt geschneit. Ich glaube, Hüttenwirte im Wienerwald(?) stellen sich Maiwochenenden jedenfalls anders vor. Die Topfenknödel sind in jedem Fall die Anreise wert.
Wir besteigen noch die Sina-Warte, die zu meiner Überraschung wieder einmal geöffnet ist. Oben haben wir nicht nur kalten Wind sondern auch wieder Empfang, und so ist die Sina-Warte jener Ort to remember, an dem Gernot erfahren soll, dass sich sein ehemaliger Brötchengeber auch von seiner Renate auf ähnliche Art und Weise trennen wird.
In entsprechend guter Laune stürzen wir uns in die Tiefen. Dort, wo mich im November Alfred mit seinen zertrümmerten Halswirbeln so abgehängt hat, gehen wir es behutsamer an. Wir kommen an meinem neuen Karlsruhe vorbei, aber Gernot gefällt die Schriftart gar nicht. Weiter geht es dann den meinen Lieblingspfad hinunter. Dessen Einstieg ist aber durch viele Äste und Baumstämme verlegt. Scheint ja nicht so, als wäre das die Kennzeichnung für die offizielle Downhill-Strecke. Vielleicht hat Alfred zwischenzeitlich mit vermutlich einem knappen Hunderter auf dem engen Pfad unter den Wochenendausflüglern aufgeräumt. Aber wir, wir sind langsam und außerdem die Einzigen weit und breit. Die Abfahrt macht Spaß. Man fährt einen Steig an einem nicht allzu steilen Grat hinunter. Feine Sache!
Der Abschluss ist mir schon wie bei den letzten Malen zu steil. Es gibt sicherlich einige, die da runterfahren. Vorstellen kann ich es mir nicht so recht, habe ich doch Nöte, auf meinen zwei Beinen in den dämlichen clips-behafteten Schuhen darunterzukommen. Rasch ist die vergleichsweise kurze Runde vorbei – coole Abwechslung!