Am 1. Mai bin ich plötzlich allein daheim. Da setze ich mich an den Computer und plane mir eine MTB-Tour. Am Vortag hat es heftig geregnet und ich wähle die Option „Fahrrad“ statt „MTB“. Sechzig Kilometer sollen es werden. Ich radle los.
Am Sonntag war ich auch unterwegs. Da ist mir trotz ausgerufener Trockenheit modriger Gatsch in die Schuhe geronnen. Da hatte ich mal genug mit MTB und dem, was alpenvereinaktiv als Route vorschlägt.
Mein Navi auf der Uhr ist echt brauchbar. Es pfeift und vibriert meistens an den richtigen Stellen zum Abbiegen und so komme ich recht gut nach Schöpflgitter, wenn man mal von dem Westwind absieht, der mir ständig ins Gesicht bläst. Segeln wäre eigentlich auch eine Option gewesen!
In Schöpflgitter muss sich schon ein bisserl Müdigkeit breit gemacht haben, da ich lieber auf der Straße bleibe. Aber die Uhr meldet rasch eine Wegabweichung. Es hilft nichts, ich muss zurück auf die bekannte Strecke. Hier geht es stetig und menschenleer bergauf. Da ich nicht „MTB“ gewählt habe, bleibe ich diesmal auf der Forststraße und erspare mir den fast unfahrbaren Steig. Na ja, die Höhenmeter wollen auch erledigt werden und ich kämpfe mich die Forststraße rauf. Ein E-Bike wäre auch eine Option, aber das denken wir besser mal gar nicht.
Die letzten 60 Höhenmeter schiebe ich. Da bin ich jetzt schon ein bisserl zu alt, zu müde, zu schwach,.. auf jeden Fall zu irgendwas. Aber auch so komme ich oben an. Auf der Warte bläst mich der Wind fast runter. Gemütlich geht anders. Es sind nur zwei Leute da und so habe ich Sorge, ob denn das Schutzhaus offen hat.
Na, beim Schutzhaus erkenne ich schnell, wo der Wind die Ausflügler hingeblasen hat. Die Hütte ich bummvoll. Ich freue mich über Kohlenhydrate und Rehydration. Die Wirtin versichert, dass man sich gewissenhaft vorbereitet hat, aber letztlich doch überrannt wurde. Unterhaltsam auch der Dialog neben mir. Ein Pärchen aus dem Osten lobt die Zwiebelsuppe in nicht ganz akzentfreiem Deutsch. Die Wirtin freut sich und meint: „Die Suppen wird mit jedem Aufwärmen besser. Am Sonntag hab’n die Leit nix g’sagt, aber heit hör‘ die ganze Zeit: ‚Ma, die Supp’n ist guat!‘.“
Runter geht’s auf der anderen Seite des Schöpfls. Hier plätschert Wasser den Weg hinunter und ich schau bald wie ein Schweindl aus. Bergab verliere ich auch bald den eingezeichneten Track, lande auf einem Steig und hab‘ meine Nöte da hinunter. Aber alles geht vorbei. Ich muss noch einmal über Privatgrund, ehe ich den geplanten Track wieder habe.
Auf der Laurenzi-Strecke düse ich die Landstraße runter, die Uhr vibriert und meldet einen Streckenabweichung. Nein, zur Abzweigung in den Wald will ich jetzt nicht wieder rauf. Trügerische Hoffnung sagt: „Vielleicht macht die Straße ja gleich wieder eine Kurve zurück.“. Tut sie nicht und ich fahre einen ziemlichen Umweg. Dafür spare ich mir ein paar Höhenmeter. Nach knapp vier Stunden Fahrzeit bin ich wieder daheim. Geht doch.