Acht Stunden Sonnenschein im Dezember, wo gibt es denn so etwas? Highlight-Mittwoch! Skitour oder Bergtour? Beides könnte gehen, beides könnte mühsam werden. Wir erwischen es jedenfalls genau richtig. Um sieben bin ich schon bei Gernot und wir fahren Richtung Losenheim am Schneeberg. Aus der Ferne glüht der ferne Schneeberg in der Morgensonne. Es ist die vertraute Täuschung, denn man möchte glauben, dass der Schnee metertief liegt. Erst bei näherer Betrachtung erkenne ich dann für gewöhnlich, dass es doch zu wenig für eine Skitour ist. So auch heute und fast noch ausgeprägter. Die Breite Ries erscheint aus der Ferne noch als ein Pulverhang, ist aber aus der Nähe gerade mal angezuckert.
Wir parken beim Sessellift. Die paar Autos gehören vermutlich den Leuten von Almreserlhaus und Edelweißhütte. Sonst ist niemand da. Wir starten in die kalte Morgenluft. Unterhalb der Ferdinand-Bürkle-Hütte fängt der Schnee an. Bei der Hütte selbst präsentiert sich der Winter von seiner schönsten Seite. Wir sind beeindruckt.
Die Route hat Gernot ausgesucht. Er ist den Nandlgrat vor ein paar Wochen alleine gegangen. Damals allerdings im T-Shirt. Ich kenne den Steig gar nicht. Der Schneeberg war als Kind und Jugendlicher viel zu sehr ein Hatscher, als dass ich ihn gesucht hätte. Und was Hänschen nicht lernt,..
Aber heute passt alles. Es ist gerade so viel Schnee, dass der Steig problem- und gefahrlos begangen werden kann. Und es ist genug Schnee, um den Steig in eine tolle Wintertour zu verwandeln. Irgendwann lege ich zuerst die Gamaschen an und weiter oben gar die Tourenhose und -jacke. Der Pickel ist eine angenehme Unterstützung. So steigen wir durch immer tieferen und vom Wind teils ordentlich gepressten Schnee nach oben. Ab dem Steigbuch ist es tief winterlich. Der Ausstieg dann selbst ist bei dieser Witterung extra beeindruckend. Gernot geht vor und spurt durch tiefen Schnee zu den Seilen. Am Ausstieg hat sich (noch) keine nennenswerte Wechte gebildet und wir gelangen leicht aufs Plateau.
Schade, dass diese tolle Tour schon aus ist. Also, eigentlich ist die Tour eh recht lange, aber die Verhältnisse haben sie recht kurzweilig gemacht und damit die Zeit schnell vergehen lassen.
Wir gehen noch zur Fischerhütte und inspizieren dabei immer wieder Möglichkeiten zur Einfahrt in die Breite Ries. Beeindruckend geht es da bergab. Aber wir werden das schon schaffen und sicher nicht die Einzigen sein. Heute jedenfalls sind wir fast die Einzigen. Zu unserem Erstaunen haben wir schon am Steig entdeckt, dass uns zwei Leute folgen. Die beiden treffen wir dann noch in der Fischerhütte bei der Jause. Sie wollen den Fadensteig absteigen. Wir entscheiden uns für den Hoyosgraben. Das erscheint mir bei den Verhältnissen angenehmer.
So steigen wir nochmals zum Kaiserstein auf. Die Zeit drängt etwas, weil der Tag kurz ist. Wir haben die Steigeisen angezogen. Eigentlich nur zur Gewöhnung, aber dann erkennen wir, dass sie angenehme Dienste erbringen. Na ja, und wenn wir sie schon raufgeschleppt haben.
Im Hoyosgraben ist jede Menge Schnee, selbst Skifahrer haben sich schon versucht. Die dürften allerdings wenig Mitleid mit ihrem Material gehabt haben. Zu viele Felsköpfel schauen noch raus, wenngleich man dazwischen schon gut fahren könnte. Wir hingegen wanken scheinbar von schweren neurologischen Störungen beeinträchtigt den Graben hinunter. Mal trägt der Harschdeckel gut, mal nur kurz und oft bricht man gleich ein. Dann versinkt man zumindest bis übers Knie und muss das Bein wieder rausziehen. Aber wir sind im Abstieg und da ist all das leicht auszuhalten. Im Wald vertikurieren wir den Boden ein bisserl. Die Steigeisen machen den Abstieg durch den steilen Wald sehr einfach. Das hätte ich nicht erwartet, ist aber erfreulicherweise so.
Im Almreserlhaus gibt es noch anständig zu essen, ehe wir auch schon wieder weiter müssen und die Skipiste runtereilen. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit sind wir beim Auto. Dezembertage sind kurz und bieten wenig Zeitreserven!
Beeindruckende Wintertour mit tollen Erinnerungen und Fotos!