Lydia möchte nach ihrem Lasörling-Höhenweg noch ein bisserl wandern und ein Klettersteig wäre auch fein. Der Wetterbericht ist nicht berauschend, aber der Haidsteig passt, Momos am Habsburghaus und dann der Abschluss über Heukuppe und Waxriegelhaus.
Die Tage vor unserer Wanderung hat es geregnet. Von Griesleiten weg lässt sich vermuten, dass wir Nässe in der Wand haben werden. Vielleicht hat mich das abgelenkt. Faktisch kommen wir nach 20 Minuten drauf, dass sowohl Lydia als auch ich unser Handy vergessen haben. Ohne Notrufmöglichkeit ist kein Problem, ohne Statusweitergabe an Ulli schon ein bisserl unfairer, aber ohne Fotos geht gar nicht. Also, laufe ich nochmals zum Auto zurück und hole das Handy. Aufgewärmt bin ich.
Beim Einstieg in die Wand treffen wir zwei Burschen in Lydias Alter. Einer geht wie Lydia seinen ersten Klettersteig. Bislang war er in der Halle klettern, bald wird sich auch ihm zeigen, dass das eben echter Fels hier ist 😉
Lydia klettert tapfer, oft genug war sie in der Halle klettern. Aber die Ausgesetztheit ist halt etwas anderes. Bei den ersten feuchten Stellen zeigt sich, dass sie mit ihrer Klettermethode „Becken nahe zur Wand“ weniger Reibung hat als bei „Hintern raus“. Wie auch immer, konzentriert geht es höher. Nach dem Großen Kessel und damit unterhalb der Schwarzen Madonna entwickelt sich der Haidsteig bei der Nässe nun zu einem D. Nicht nur, dass der Fels nass ist, hat sich so eine schneckenschleimartige Schicht über die Tritte gelegt. Das Stahlseil ist ebenfalls nass. Mit Erfahrung und Übung ist das alles kein Hindernis, aber die Klettersteignovizin büßt ihre Sünden ab. Nun ja, viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Entweder sie kommt schnell ein Stück runter oder Lydia überwindet das Hindernis. Letzteres tut sie und schafft sie.
Bei der Madonna wird gewohnt Ingress „gehackt“, ehe es dann ohne nennenswerte Schwierigkeiten aufs Plateau weitergeht. Lydia erzählt, dass der Aufstieg auf den Lasörling – immerhin ein 3000er – auch so steil war wie der Steig aufs Plateau, aber ohne Versicherung. Die vier Mädels konnten den Weg nicht finden und sind direkt aufgestiegen. Gut, dass ich nicht dabei war. Gut, dass ich ihr vorher dringend zugeredet habe: „Wenn ihr den Weg verliert, dann geht ihr genauso wieder zurück, bis ihr den Weg wieder gefunden habt. Alles andere ist vermutlich Mist.“. Wissen, dass man sich selbst angeeignet hat, geht nur in kleinen Dosen an die nächste Generation weiter. Das ist ja grundsätzlich vernünftig, wenn ich mir so Augen führe, welche Erkenntnisse andere Väter zusammengesammelt haben und nun weitergeben wollen. Aber bei mir, wo ich doch so schlau bin,.. 😉
Egal, weiter geht es zum Gipfelkreuz auf der Preinerwand und dann über den Trinksteinsattel zum Ottohaus zu den Momos. Am Ottohaus erfahren wir, dass am Wochenende alle Hütten auf der Rax voll sind und hier am Habsburghaus hundert Leute nächtigen, davon 65 in einem fensterlosen Lager. Ich staune!
Weiter geht es runter Richtung Bärengraben und über die Grasbodenalm und das Gamseck auf die Heukuppe. Von dieser steigen wir am Karl-Ludwig-Haus vorbei ab. Wir wählen diesmal den Schlangenweg, gönnen uns noch Kuchen und Kaffee am Waxriegelhaus, ehe es nach Griesleiten weitergeht.
Lydia hat ihren ersten Klettersteig hinter sich, wir sind einen Tag lang eine Riesenrunde auf der Rax gegangen. So schaut’s aus.