Gernot schlägt sich bei seinem ersten Klettersteig wacker, wenngleich er das eine oder andere Mal seine Fingerabdrücke in die Sicherungsseile presst.
Selten wurde eine meiner Rax-Besteigung so gut vorbesprochen und geplant. Was denn Klettersteig bedeutet, wie steil das ist und wie lange die Exponiertheit dauert,.. all das sind berechtigte Fragen, auf die meine Erinnerung nicht so recht eine Antwort hat. Es ist halt deutlich steiler als Wandern, aber dafür deutlich kurzweiliger. Na, zum Glück gibt Google und das bietet Fotos von den Schlüsselstellen. Gernot meint, dass er das schafft und ich sage noch zu, das Klettersteigset einzupacken.
Beim Zustieg passiert dann Seltsames: Steinschlag verfehlt uns nur knapp. Damit muss man rechnen, wenn man regelmäßig in den Bergen herumwandert. Aber, wenn man sich am Zustieg zu seinem ersten Klettersteig befindet, dann bekommt das seltene Ereignisse eben mehr Bedeutung. Irgendwie denkt das Hirn: „Okay, das gehört eben dazu.“ Tut es aber nicht, kommt sehr selten vor.
Wir steigen über das steile Geröllfeld und Gernot muss im Anschluss seine erste leichte Felskletterei absolvieren. Ehe es nun um die exponierte „Ecke“ geht, legt Gernot mein Klettersteigset an. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit und Gernot macht sich keinerlei Gedanken über die Höhe. Er mag es so gerne, dass er nicht nur an dieser Stelle das Set verwendet sondern immer einhängt, wenn ein Drahtseil verfügbar ist. Das ist ja vernünftig, wenn man das Set schon dabei hat. Einzig der Entzug ist dort hart, wo das Drahtseil endet.
An der Abzweigung zum Bärenlochsteig überlegen wir unsere Optionen. Gernot ist siegessicher und wir wählen die mir wohl vertraute Wildfährte. Weiter oben, wirft sich uns nochmals ein Schneefeld entgegen, das in kurzen Hosen dem überhitzten Fuße Abhilfe verschafft. Dann gibt es nochmals etwas Kletterei und wir haben die Kante erreicht. Gernot hat seinen ersten Klettersteig hinter sich.
Wir wandern zum Karl-Ludwig-Haus. Im Gegensatz zum Habsburghaus hat es offen. Das Essen ist wieder sehr gut. Mit den Wirtsleuten werde ich nicht so recht warm, auch wenn es andere sind als im letzten Jahr. Soll sein!
Zurück geht es über das Habsburghaus und dann über den Kaisersteig zurück nach Hinternaßwald. Beim Abstieg müssen wir durch einen Windbruchstreifen, der es in sich hat. Eine Schneise ist in den Wald geschlagen. Die Bäume liegen quer über den Weg. Recht beeindruckend, was da passiert ist.
Müde und irgendwann geht es dann nach Hause. Eine gelungene Tour!
Am nächsten Vormittag kommt David dran. Er macht auch seinen ersten Klettersteig, den Mödlinger Klettersteig, und hält sich tapfer. Meine Neffe ist früher dran als Gernot, er ist gerademal vier Jahre alt 😉