Spät, aber doch bin ich in diesem Jahr das erste Mal den Haidsteig hinauf und erstmals den Langermanngraben ohne Skier hinunter.
Der Haidsteig ist der bekannteste Klettersteig auf die Rax. Wer dem Link folgt, findet entsprechend viele und auch schräge Fotos von anderen Kletterern. Da muss es am Wochenende zugehen! Ich bin gewohnt alleine unterwegs, am Parkplatz starten noch zwei andere Bergsteiger und am Einstieg zum Steig sitzt eine Familie aus dem Osten und jausnet. Ob die in der Ausrüstung da rauf wollen? Warum sollten sie sonst da sitzen? Wir mustern uns gegenseitig interessiert und irritiert. Der Rest ist dann wieder Einsamkeit und Routine. Bei der schwarzen Madonna habe ich den Ingress-Auftrag erledigt, der Steig selbst war diesmal wenig anstrengend.
Weiter geht es zum Preinerwand-Kreuz und zurück über die Neue Seehütte und den Trinksteinsattel auf den Predigtstuhl. Der letzte Schnee hat eine lustige Farbe. Man meint, der Weißabgleich der Kamera spinnt. Aber es ist Sand von der Sahara, der den Schnee hier orange, apricot, peach oder sonst wie färbt. Blütenstaub ist es jedenfalls nicht 😉
Der Abstieg wird nun ein bisserl spaßiger, weil ich den Langermanngraben runter will. Das sollte knieschonend sein, denke ich mir. So ziehe ich mir die Gamaschen über und starte. Pickel oder Stöcke habe ich nicht mit. Was soll schon im Mai auf der Rax auf einem Hang, den man mit Firngleitern befahren kann, sein?
Tja, der Langermanngraben startet flach und wird immer steiler. Das wirkt beklemmend. Ich habe den Eindruck, dass ich auf einer pfirsichfarbenen Schneekugel nach unten gehe. Nie sehe ich, wie es da unten weitergeht, es wird nur immer steiler. Auf Skiern ist das kein erwähnenswert steiler Graben – vielleicht 35 Grad oder ein bisserl mehr! Aber in Bergschuhen war das kein so super guter Plan. Ich hau‘ die Fersen in den schmutzigen Pfirsich und hoffe, dass die Absätze zumindest vier oder fünf Zentimeter einsinken. Mit quergestellten Sohlen geht jedenfalls nichts. Weiter unten steht eine Gämse auf dem schmalen Schneeband und schaut, was der bunte Vogel da oberhalb von ihr macht. Wenn ich jetzt ausrutsche, habe ich nach ein paar Sekunden Schwung holen eine verdutzte Gämse auch noch am Schoß und wir genießen die Fahrt gemeinsam.
Na ja, die Gämse und ich kommen da unverletzt raus. Empfehlen kann ich den Abstieg mit Schuhen jedenfalls nicht! Obwohl!? Na ja, ausprobiert haben sollte man es schon 😉 Ich mache es kein zweites Mal!
Am Waxriegelhaus kehre ich ein und gönne mir den Pfeif‘-auf-jede-Diät-Schweinsbraten und eine Blutwerte-sind-wurscht-Buchtel in Vanillesauce. Als ich da also die Beine ausstrecken und mein Gesicht in die Sonne halten will, ruft meine Ulli an und erinnert mich ans Muttertagsbasteln am späten Nachmittag. Kein Problem, natürlich nicht! Hätte sie mir auch in der Früh sagen können, als ich gefragt habe, ob etwas am Programm steht! Also, Füße wieder eingezogen, gezahlt und im Laufschritt nach Griesleiten, wo das Auto wartet.