Details der Tour via Garmin
Lawinenlagebericht
Wieder disponieren wir um. Der Blarergraben muss warten. Stattdessen wählen Ulli, Gernot und ich den „Spaziergang“ auf das Schönhaltereck. Die Tourenbeschreibung auf alpenvereinaktiv.com nennt 1.676 Höhenmeter. Das erscheint uns als Fehler, aber zur Not können wir die Lachalpe streichen. Am Parkplatz in Krampen ist es eiskalt, aber nicht so kalt wie erwartet. Wir steigen im Wald auf. Die Beschreibung der Tour erwähnt einen langsamen Start über den Forstweg, aber das stimmt schon nicht. Im Wald wird klar, dass wir uns unserem Ziel zumindest nicht auf direktem Wege nähern. Irgendwann müssen wir dann eine Forststraße wieder hinunter, um zu einer anderen Forststraße zu gelangen, die direkt vom Parkplatz hervorführt. Hmm, die gute Stunde da im Wald hätten wir also günstiger investieren können. Weiter geht es sanft ansteigend bis zum Jagdhaus, wo die Forststraße wieder leicht abfallend weiterführt. Das wird am Rückweg zäh werden. Bei der Notfallshütte gönnen wir uns eine Stärkung, ehe es bergauf geht. Es ist bitter kalt und wir legen Schichten zu. Hart ist auch, dass wir gerademal auf 1.300m sind und das, obwohl wir schon fast drei Stunden unterwegs sind.
Jetzt geht es die Ramleiten rauf – mäßig steil, aber anstrengend. Ulli beschwert sich, dass ich ihr einen „Spaziergang“ in Aussicht gestellt habe. Meine Rechtfertigung, dass ich das in Hinblick auf die geringen alpinen Gefahren bei dieser Tour gemeint habe, lässt sie nicht so recht gelten. Gernot schnauft. Ich spure brav frei von der geplanten Route auf direktem Wege Richtung Gipfel. Das Gelände ist überwiegend ohne Spitzkehren zu meistern. Triebschnee lagert sich auf der pulvrigen Unterlage ab. Für uns ist das keine Gefahr, weil das Gelände nicht steil und die Verfrachtungen noch gering sind. Aber den Blarergraben wollte ich heute nicht abfahren, zumal auch die Sicht schlechter wird.
Dafür macht es der Wind noch ein bisserl kälter. Zwischenzeitlich meldet sich Lydia mit ihren wahrlich beeindruckenden Erfolgen an der Uni. Auch schickt sie über WhatsApp ein Foto, ob sie denn so zum Vorstellungsgespräch gehen könne. So stehe ich da bei minus 12 Grad, einer steifen Brise und mit schnell abfrierenden Fingern und schreie ins Telefon, dass es so wohl passt.
Der Gipfel lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Wir schießen Fotos und Österreichs Abfangjänger ziehen Runden vermutlich zu unseren Ehren über uns und den Gipfeln der Mürzsteger Alpen. Wir fahren ab, zuerst bei schlechter Sicht durch schlechten Schnee und dann immer besser werdend. Wir folgen dem Graben und stehen auch prompt in tiefem Pulver vor einem Felsabbruch. 25 Jahre jünger und ich hätte die Helmkamera eingeschaltet, um mich die paar Meter in der Rinne nach unten zu stürzen. Aber wir stürzen nicht sondern drehen um und umgehen den Bereich ohne sonderliche Anstrengung.
Die Abfahrt bis zur Notfallshütte ist einigermaßen gut. Der Schnee ist halt mal leicht und dann wieder harschig. Man muss also auf alles gefasst sein. Bei der Hütte könnte man durch den „Ausgang“ einen Steig in mehr als 40 Grad steilem Gelände abfahren, aber wir kennen uns nicht aus und sehen auch keine Spuren. Erst daheim auf der Karte erkenne ich, dass uns dieses Wagnis auch zum Auto geführt hätte. Stattdessen müssen wir leicht ansteigend zum Jagdhaus zurück. Ohne Felle kommen Schieben, Tragen oder Skaten infrage – alles nicht lustig und Ulli rennt schon wieder so 😉 Ab dem Jagdhaus geht es dann die Forststraße hinunter. Wieder fehlen uns die Ortskenntnisse, um abzukürzen und so düsen wir die Forststraße im Schuss nach unten und frieren damit zusehends ein.
Sechs Stunden waren wir an diesem letzten Tag der Kältewelle fast ohne Pause unterwegs. Das schlappt. Zum Aufwärmen und Wiedererstarken genehmigen wir uns beim Urani in Neuberg an der Mürz noch ein üppiges Mal.