Der Wetterbericht ist nicht überzeugend. Am Vormittag soll es bewölkt sein mit ein paar Schneeschauern. Am Nachmittag darf man auch in der nördlichen Steiermark Auflockerungen erwarten. Das ist kein besonderes Tourenwetter. Die Alternativen sind, daheim im Gatsch zu laufen oder am MTB sich in ein Erdferkel zu verwandeln. Da scheint der Hochschwab das bessere Cardio-Training. Die Route kann man nicht verfehlen. Der längste Teil geht in einem Tal entlang – der Unteren und der Oberen Dullwitz. Vor dem Talschluss geht es den Hang hinauf und dann weiter zum Schiestlhaus. Von dort dann in einer weiteren halben Stunde zum Gipfel.
Bei der Ankunft in Seewiesen sieht alles wie vorhergesagt aus. Lediglich ein bisserl viel Wind. Macht nichts, losmaschiert. Die ersten drei Kilometer geht man ein sehr flaches Tal nach hinten. Bei der Rückkehr wird das wohl eine Schieberei. Ich komme schnell voran, sogar eine frische Spur mache ich aus. Selbst da herunten ist die Tourengeher-Autobahn vom Wochenende schon ganz gut verweht. Danach geht es endlich bergauf. Die Florlhütte ist bald erreicht. Nach dem Franzosenkreuz geht es noch einmal mit Fellen 50Hm bergab. Das wird bei der Rückkehr auch eine Mühsal. Ich will sicher nicht die Felle nochmals aufziehen. Die Voisthaler Hütte ist auch bald erreicht. Bald nach der Hütte biegt die Spur meines Vorgängers nach rechts ab. Er hat wohl ein anderes Ziel – schade! Von einer Spur ist ab jetzt nichts mehr zu sehen. Schneefall und Wind haben alles zugedeckt. Und was es noch zu sehen gäbe, verschleiert der Nebel. Es ist wieder flach und ich marschiere ins Weiße. Einzig die Holzstangen markieren den Weg gut, auch wenn man nicht von einer bis zur nächsten Stange sieht. Gemsen, zahlreiche Gemsen schauen mir zu und denken, was der Komiker in seinem leuchtend roten Anorak auf den weißen Flächen will – gefressen werden? Den sieht ja jeder hier 😉
Bei 1.750 Hm geht es rechts den Hang hinauf. 500 Hm fehlen noch, aber ich bin nicht sonderlich motiviert. Einerseits bin ich erschöpft, anderseits trägt so ein Hang mit jeder Menge Triebschnee weder zur Erholung noch Beruhigung bei. Dann halt langsam. Auf diesem Hang stehen die Markierungen eng. Da hat jemand echte tolle Arbeit geleistet. Der Hang findet auch sein Ende und ich steige weiter auf. Unter dem Rotgangkogel auf rund 2.040m warten noch mehr Wind und noch mehr Nebel. Von der angesagten Besserung keine Spur. Das reicht. Ich ziehe mich um – recht erfrischend – und ziehe die Felle ab – gar nicht leicht bei dem Wind. Der Wind verweht einen meiner Überhandschuhe. Für meine kälteempfindlichen Finger ist das keine gute Nachricht. An einer Hand habe ich damit nur noch zwei Schichten. Ich laufe noch hinterher, finde aber nichts. Also, wieder zurück und alles fertiggemacht. Ich fahre los. Aber Fahren geht nicht so gut, weil ich viel Weiß, Felsen und die Stangen sehe, aber leider nicht, ob es leicht oder steil bergab geht. Nach einigen Höhenmetern sehe ich unter mir den Überhandschuh über ein Schneefeld rollen. Den muss ich holen. Redbuller würden über die Felsen springen. Also, ab nach unten. Ich spring halt nicht, ich fahre über die Steine und zerstöre mir den Belag ein wenig, aber den Handschuh habe ich – yeah!
Der Schnee wäre schön, aber wenn man nichts sieht! Hier gibt es keinen Pistendienst und auch keinen Betreiber, der garantiert, dass keine Steine rausschauen. Zusätzlich habe ich ja den Rucksack, an dem außen der Pickel angebracht ist. Alles keine Zutaten für einen Sturz. Also, im Blindflug runter. Es geht gut, ist halt leider kein entspannter Genuss. Erst unter der Wolkendecke wird die Sicht klar. Da ist schon das Steile vorbei, dafür sehe ich, wo ich hinfahre. Zweimal erwische ich noch steilere Hänge, die bei dem neuen Schnee auch Spaß machen. Beim Anstieg zum Franzosenkreuz schnalle ich ab bzw. wechsle die Bindung in den Gehmodus. Das klappt so einigermaßen. Danach geht’s noch einmal ein bisserl zum Schifahren – passt!
Der Rest ist einfach und ein bisserl langweilig. Die drei Kilometer rutsche, schiebe und skate ich das Tal raus. Auffallend sind vor allem an einer Stelle die vielen Bäume, die allesamt so in zwei, drei Meter Höhe gekappt sind. Ja, wer macht denn so etwas? Blickt man bergauf sieht man einen steiles und sehr langes Geröllfeld, das bis in die „Böse Mauer“ reicht. Na ja, wenn diese Feld als Schneerutsche dient, dann gibt es eben dieses Bild. Hier herunten reißt der Himmel ein bisserl auf. Blicke ich zurück, sehe ich auch blaue Fenster. Der Wetterbericht war gar nicht so falsch – lediglich um zwei, drei Stunden verschoben. Da komme ich wieder – jepp!