6. Skitour: Niederalpl – Rodel – Hohe Veitsch (1.981m)

Details der Tour via Garmin
Tour in 3D via Doarama

Schon am Montag bin ich am Parkplatz gestanden. Die Bedingungen waren optimal. In Vorfreude habe ich mich fertiggemacht. Beim Eincremen des Gesichts kommt die erschreckende Erkenntnis, dass ich die Schischuhe nicht eingepackt habe. Wie blöd kann man sein!!! Na ja, in Turnschuhen lässt sich in Niederalpl zu dieser Jahreszeit nicht viel anstellen. So kann man seinen Vormittag auch verbringen. Wenigstens ist die Autobatterie aufgeladen – grrr! Der Plan ist einfach: ich komme am Dienstag wieder. Halt, da ist Valentinstag – läuft .. nicht! Ulli zeigt Verständnis und sagt für Mittwoch zu – wow! Ich zeige ihr die Tourbilder am Internet. Ulli lässt sich nicht abschrecken. Also, dann am Mittwoch!

Am Dienstagabend dann der nächste Schreck: Der Lawinenwarndienst habt die Warnstufe ab Mittwochnachmittag auf Stufe 3. Will nicht recht sein. Aber ich erinnere mich, dass momentan nicht gerade viel Schnee liegt und wir ja eh am Vormittag durch sein werden. Die Kinder haben mit großer Begeisterung zugesagt, den Nachmittag bei einer Freundin zu verbringen. Das passt also. Trotzdem starten wir früh, um nicht ins Tauwetter zu kommen. Also, um viertelzehn sind wir am Parkplatz bereit zum Aufbruch!

Ulli geht es wild an. Im anfangs flachen und dann immer steiler werdenden Wald wieselt Ulli los. Oha, da werden wir schon um zwölf, halbeins am Gipfel sein. Vielleicht liegt ihr Speed auch daran, dass es recht kalt ist. Bei der Anfahrt haben wir im Radio noch gehört, dass es auf der Rax schon jetzt 8°C haben soll. Davon hier keine Spur. Zuerst geht es eine Forststraße dahin – gut um aufzuwärmen. Im Wald wird es steiler und man kann schon erahnen, dass man sich den Aufstieg nicht wegen der Abfahrt antut – zumindest nicht im unteren Teil. Danach wird der Wald lichter und der Graben steigt stetig und steil an. Viele, mühsame Spitzkehren bremsen uns. Ulli kämpft tapfer. Und irgendwann ist auch diese Mühsal überwunden, es wird flacher und die „Unterbrecherstelle“ ist in Sicht. Hier müssen die Schier abgeschnallt werden und es wartet gar ein ganz kurzer Klettersteig mit Seilen und Leiter. Was man jetzt schon sehen kann, ist, dass eine Abfahrt oder ein Abrutschen aufgrund der Schneelage neben dem Klettersteig nicht möglich sein wird. Das heißt, auch runter müssen wir „klettern“.

Die Kletterstelle meistern wir. Auch wenn sie kurz ist, braucht das alles seine Zeit. Die Schier und die Stöcke müssen verstaut werden. Stattdessen kommt der Pickel zum Einsatz. Die Steigeisen erachten wir als nicht notwendig und behalten recht. Nach der Unterbrechung bietet sich erstmal wunderschöne Winterlandschaft an. Der Schnee hat eine lustige Brokkoli-Struktur. Die Sonne strahlt uns bislang nur wenig an. Die Tour ist nordseitig und Mitte Februar zumindest bis hierher fast durchgängig noch im Schatten. Noch einmal kommt eine steile Stelle, die für uns nicht mit den Schiern zu bewältigen ist. Also wieder Schier auf den Rucksack,…

Ulli nimmt wieder Fahrt auf. Es ist nicht mehr so steil und wir kommen gut voran. Dort, wo nun die Sonne scheint, wird der Schnee immer weniger. Die Temperaturen sind auch ordentlich im Plus. Der Schnee schmilzt. Zumindest ist es windstill. Vor dem Gipfel dann hat der Frühling vollständig gewonnen. Hier müssen wir die Schier für 50m tragen. Kleine Rinnsale haben sich gebildet. Jetzt fehlen nur noch Schneeglöckerl 😉

Am Gipfel sind wir alleine. Beim Aufstieg haben wir noch aus der Ferne zwei andere Tourengeher am Gipfel gesehen. Diese sind aber wie scheue Gämsen bei unserem Näherkommen abgefahren. Während wir uns am Gipfel stärken und uns für die Abfahrt vorbereiten, kommt noch ein weiterer Skitourengeher vom Süden herauf. Er bleibt 50 Meter von uns entfernt am Kamm stehen und rastet dort. Seltsames Verhalten – er scheint Menschen irgendwie nicht so recht zu mögen. Als sich dann Ulli umzieht und sich gänzlich mit trockener Wäsche versorgt, kommt er doch aus seiner Deckung hervor. Gesprächig macht ihn das alles nicht. 😉

Die Abfahrt ist ein zweifelhafter Genuss. Oben sieht es schön aus. Aber der Schnee ist ganz weich und die Auflage sehr dünn. Mit Druck traue ich mir da keine Schwünge. Ein Steinkontakt wäre fast sicher und da wäre es doch schade um die Schier. Wieder im Schatten ist es zuerst harschig und dort, wo die Sonne den Tag über nicht hingekommen ist, trocken, hart und windgepresst. Trotzdem ist die Abfahrt unvergleichbar angenehmer, als müssten wir zu Fuß runter.

An der Kletterstelle müssen nochmals die Schier runter. Mein Angebot, den Pickel zu verwenden, lehnt Ulli dankend ab. Ich weise darauf hin, dass es nach den Seilen recht steil sei. Alles kein Problem, dort könne sie ja mit Schiern abfahren. Aha! Also, abgeklettert und gequert. Aber am Ende der Seile will dann doch keiner so recht die Schier vom Rucksack nehmen – wackelige Angelegenheit. Ein Abstieg ohne Pickel – auch kein Spaß. Ulli überlegt am Hosenboden abzufahren – seltsames Verlangen, meines Erachtens nicht empfehlenswert. Da schaut so ein Felsspitz ein paar Meter unter uns raus. Also, kleine Balanceübung. Pickel vom Rucksack gefummelt und kontrollierter Abstieg. Der Rest ist dann eine Abfahrt auf mühsamem Schnee. Aber das stresst uns nicht.

Am Abend futtern wir dann mit Freunden noch ein georgisches Restaurant Aragwi leer. So soll’s sein!