Bergtour: Preiner Gscheid – Waxriegelkamm – Karl-Ludwig-Haus (1.804m)

Eigentlich wollte ich ja am Dienstag in die Berge, aber da hat sich der Arzt reingeschoben. Für Montagvormittag war der Wetterbericht noch bescheiden. Ab Mittag sollte es auflockern. Anstieg bei mäßigem Wetter und dann Sonne am Plateau. So war der Plan. Geplant hatte ich, dass ich vom Preiner Gscheid über den Waxriegelsteig über den Predigtstuhl, vorbei am Karl-Ludwig-Haus auf die Heukuppe und dann über den Altenbergersteig zurück. Ambitiös für die kurze Zeit mit Tageslicht, aber machbar. Die schwere Spiegelreflexkamera habe ich eingepackt – soll ja schön werden.

Was mich erwartet hat, war etwas gänzlich Anderes. Der Aufstieg über den Waxriegelsteig war noch wie erwartet, nur von Wetterbesserung keine Spur. So bin ich brav den Grat durch den Schnee immer höher. Völlig überrascht stoße ich auf das Schild zum Einstieg des Bismarcksteigs. Die Alpenvereins-App hilft. Ein paar hundert Meter nördlich muss ein Weg sein. Auf diesen paar hundert Meter hat allerdings der Wind jede Menge Schnee abgelagert. Zwischen den Latschen versinke ich bis übers Knie, teils bis zur Hüfte. Weiter oder zurück? In einer nicht wasserdichten Hose und ohne Gamaschen gar nicht so klar. Klar ist auch nicht die Sicht. Der Wind treibt Schnee und Nebel fast waagrecht vor sich her. Weiter und es wird wieder besser, also der Boden ist wieder vom Wind abgeblasen. Ich versichere mich, dass ich jederzeit umdrehen und einfach wieder zurückgehen könnte. Doch nicht, hinter mir sieht es aus wie vor mir und auch wie links und rechts von mir. Zum Glück hat es eine Steigung und ich das Handy mit noch Akku. Also weiter! Wie man sich da freut, wenn man den mit Holzstecken markierten Weg findet. „40 Minuten Karl-Ludwig-Haus“ das nehme ich. Geht dann auch schneller. Im Gesicht sind Wind und Schnee eiskalt – bin ich froh, wenn ich nicht mehr gegen den Wind stapfen muss. Das Karl-Ludwig-Haus ist im Dezember natürlich nicht bewirtschaftet, aber der Winterraum ist geöffnet.

Der Raum ist sauber und unbeheizt. Auf ein paar Paletten liegen Matratzen. Jemand hat Schlafsäcke und einen Gaskocher dagelassen. Ein Tisch und eine Bank runden das sparsame Ambiente ab. Es ist fast warm und ich verzehre mein Kletzenbrot. Einzig der Schnee auf der Mütze will nicht schmelzen. Ich überlege, ob der Raum am Ende der Wintersaison ebenso gepflegt ist oder ob unter den Bergsteigern doch ein paar Schweinderln dabei sind. Wie auch immer!

Meine aktuelle Lage ist schnell analysiert: Vor dem Fenster fliegt der Schnee noch immer waagrecht vorbei. Wenn der Wetterbericht passt, dann sollte noch Verbesserung eintreten. Aber in der nächsten Stunde ist da nichts zu erwarten und dann wird es langsam knapp. Es ist 12:30, um 16 Uhr ist es finster. So ruhe ich noch aus. Außer dem Wind draußen ist da nichts, auch kein Handy-Empfang. Also, Abstieg.

Der Einstieg in den Karlgraben ist steil und auch dort hat sich der Schnee gesammelt. Somit fülle ich mir nochmals ungewollt die Bergschuhe mit Schnee, rasch bin ich am Schlangenweg. Hier kommen mir drei junge Leute entgegen. Verwundert sehen sie meinen Eispickel in der Hand. Ebenso verwundert frage ich mich, was sie um diese Uhrzeit in dieser Ausrüstung noch am Aufstieg wollen. Ich kann sie beruhigen, dass der Ausstieg aufs Plateau nicht vereist, aber tief verweht ist. So wünsche ich ihnen noch die angekündigte Wetterbesserung und sie mir einen angenehmen Abstieg.

Zu meinem Erstaunen lese ich, dass das Waxriegelhaus an 365 Tagen geöffnet hat. Da müssen wir mit den Kindern hin und übernachten. Das haben wir auch vom 29. auf den 30.12. dann getan.